Das Asset Management beweist sich als wichtiger Faktor auf dem Schweizer Finanzplatz und trägt dank eines distinktiven Wertversprechens zu seiner Diversifizierung bei. Zwar ist im Private Banking das absolute Volumen der Assets under Management (AuM) weiterhin höher, doch zeichnet sich das Asset Management durch wesentlich höhere AuM pro Vollzeitstelle (FTE) und damit mehr Effizienz aus. Konkret zeigt die Studie der Hochschule Luzern und der Asset Management Association Switzerland (AMAS) auf, dass im Asset Management die AuM mit 271 Millionen Franken pro FTE rund dreimal höher sind als im Private Banking mit 94 Millionen Franken pro FTE. «Das Asset Management stimuliert das langfristige Wirtschaftswachstum, indem es den Investitionskanal zwischen den Finanzmärkten und der Realwirtschaft bereitstellt. Es trägt zudem zur Nachhaltigkeit des Vorsorgesystems bei, indem es aus den Ersparnissen von Millionen Menschen in der Schweiz und im Ausland wertvolle Renditen generiert», sagt Jürg Fausch, Ökonom an der Hochschule Luzern und Hauptautor der Studie.
Schweiz: wettbewerbsfähig, mit Verbesserungspotenzial
In Europa konkurriert die Schweiz auf Augenhöhe mit den Finanzplätzen London und Frankfurt. Führend ist die Schweiz in der Kategorie Talente. Sie profitiert von einem soliden inländischen Talentpool und ihrer hohen Attraktivität für ausländische Fachkräfte. Der Standort Schweiz zeichnet sich auch durch seinen starken Innovationsgeist aus. Die grösste Schwäche des Standorts ist hingegen die Regulierung, was damit zusammenhängt, dass die Schweiz als Nicht-EU-Land regulatorischen Nachteilen ausgesetzt ist. Diese Nachteile wirken sich auf das Ranking des Schweizer Hubs im Bereich Nachhaltigkeit aus. Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, muss sich die Schweiz intensiv auf Nachhaltigkeit und Innovationen im Bereich FinTech und Digital Assets konzentrieren. Dies sind die wichtigsten Wachstumsmärkte und das Wettbewerbsfeld, auf dem sich die Zukunft der Asset-Management-Branche entscheiden wird.
«Der Schweizer Asset-Management-Hub beweist seine hohe Wettbewerbsfähigkeit durch seine breit abgestützte Strategie, ein führender Hub für Sustainable Finance zu werden», sagt Adrian Schatzmann, CEO der Asset Management Association Switzerland (AMAS). «Wir werden den Weg der Nachhaltigkeit und der Innovation weiter konsequent verfolgen, um die Zukunft dieses wichtigen Teils der Schweizer Finanzindustrie zu sichern.»
Asset Management ist eine «Exportindustrie»
Die Schweiz ist ein globaler Vermögensverwaltungsstandort, der in- und ausländische institutionelle Kunden betreut. Seit 2017 ist der Anteil der im Auftrag von Vertragskunden im Ausland verwalteten Vermögen deutlich von rund 25 auf 33 Prozent gestiegen (siehe Abbildung 1). Dies bedeutet, dass von den 3,30 Billionen Franken AuM (Stand Ende 2021), 1,09 Billionen Franken für Kunden im Ausland verwaltet werden. «Dieses Exportvolumen verdeutlicht die hohe Nachfrage nach Schweizer Asset-Management-Lösungen und spiegelt die international anerkannte Expertise der in der Schweiz ansässigen Asset Manager wider», kommentiert Jürg Fausch. «Aufgrund des hart umkämpften und gesättigten Heimmarktes ist die Schweizer Asset-Management-Branche auf Kunden aus dem Ausland angewiesen, um weiter wachsen zu können. In diesem Zusammenhang ist die Einhaltung der wichtigsten internationalen Regulierungsstandards eine Voraussetzung für einen diskriminierungsfreien internationalen Marktzugang», so der HSLU-Experte weiter.
Der Anteil von Kundinnen und Kunden aus dem Ausland ist im Schweizer Asset Management in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Während im Jahr 2017 noch rund ein Viertel aller Vertragskunden aus dem Ausland stammten, waren es im Jahr 2021 bereits 33 Prozent (Abbildung 1; zum Vergrössern klicken).
Neuer Rekord bei den in der Schweiz verwalteten Vermögen
Das Schweizer Asset Management verzeichnete ein weiteres Jahr mit starkem Wachstum und erreichte einen neuen Höchststand der im Inland verwalteten Vermögen von 3,30 Billionen Franken, was einer Wachstumsrate von 18,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht (siehe Abbildung 2). Eine Aufschlüsselung dieser geschätzten Wachstumsrate in Netto-Neugeldzuflüsse und Performance zeigt, dass 3,9 Prozentpunkte (+ 108 Milliarden Franken) auf Netto-Neugeldzuflüsse und damit auf organisches Wachstum und 14,4 Prozentpunkte (+ 402 Milliarden Franken) auf die Anlageperformance zurückzuführen sind.
Bereits seit Jahren verzeichnet das Schweizer Asset Management ein starkes Wachstum. Von 2016 bis 2021 sind die im Inland verwalteten Vermögen um weit über tausend Milliarden Franken gestiegen (Abbildung 2; Werte in Milliarden Franken; zum Vergrössern klicken).
Wachstumskurs mit Gegenwind
Seit 2016 verzeichnet die Schweizer Asset-Management-Branche ein solides Wachstum. Im Zeitraum 2016 bis 2021 wuchsen die in der Schweiz für in- und ausländische Kunden verwalteten Vermögen mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 10,8 Prozent (siehe Abbildung 3). Eine Aufschlüsselung dieser CAGR ergibt, dass 3,0 Prozent auf den Netto-Neugeldzufluss und 7,8 Prozent auf die Anlageperformance zurückzuführen sind. Die durchschnittliche Gewinnspanne wird auf 15,0 Basispunkte des verwalteten Vermögens geschätzt, während das durchschnittliche Kosten-Ertrags-Verhältnis bei etwa 70 Prozent liegt. In diesem Zusammenhang sind alternative Anlageklassen mit hohen Margen ein wichtiger Faktor für die Rentabilität.
Das Schweizer Asset Management verzeichnet einen soliden Netto-Neugeldzuwachs (Abbildung 3; zum Vergrössern klicken).
Die gesamten Nettoeinnahmen der Schweizer Vermögensverwaltungsbranche werden auf 16,49 Milliarden Franken geschätzt, während die Gesamtgewinne rund 4,95 Milliarden Franken betragen. Die Forscher schätzen zudem, dass rund 10'500 Arbeitsplätze direkt mit der Asset-Management-Branche verbunden sind und 48'200 Personen indirekt in den mit dem Asset Management verbundenen Dienstleistungen beschäftigt sind. «Erhebliche geopolitische Spannungen, hohe Inflation und volatile Finanzmärkte lassen die Marktaussichten für die Branche in naher Zukunft unsicherer erscheinen», sagt Jürg Fausch.
Fast 90 Prozent der Asset Manager erachten nachhaltige Anlagen als wichtig
Sustainable Finance ist definitiv in den Mittelpunkt gerückt und wird von der Asset-Management-Branche in der Schweiz als die wichtigste Chance bewertet. Die Umfragedaten zeigen, dass fast 90 Prozent der befragten Asset Managerinnen und Asset Manager nachhaltige Anlagen als ziemlich oder sehr wichtig in ihrem Investment Management einstufen. Rund 40 Prozent der Firmen geben an, ESG-Kriterien vollständig in ihren Anlageprozess integriert zu haben. In diesem Zusammenhang ist die Ausrichtung der Anlagestrategien entlang der langfristigen Interessen der Kunden als Teil der treuhänderischen Pflicht der Asset Manager der Hauptantrieb für die ESG-Integration. Die grössten Hindernisse für die ESG-Integration werden im Fehlen klarer Standards für nachhaltiges Investieren gesehen, gefolgt von Herausforderungen im Zusammenhang mit der Vergleichbarkeit von Daten zwischen ESG-Datenanbietern, einschliesslich widersprüchlicher ESG-Ratings, sowie Problemen mit der allgemeinen Qualität und Verfügbarkeit von ESG-Daten und -Analysen.
«Im Bereich Sustainable Finance beobachten wir eine sehr hohe Marktdynamik und internationalen Wettbewerb. Deshalb haben der Schweizer Finanzplatz und seine Asset-Management-Branche eine Reihe von Brancheninitiativen lanciert, um den Status der Schweiz als führender Standort für Sustainable Finance schrittweise zu stärken», sagt Adrian Schatzmann von der AMAS. Die jüngste Initiative, der Swiss Climate Scores, bietet Investorinnen und Investoren über eine Reihe von sechs umfassenden Klimaindikatoren erstmals Transparenz zu nachhaltigen Anlagelösungen.