54° C in Kuwait im Jahr 2016, bis 49° in Australien 2018, 48.8.° auf Sizilien letztes Jahr – die Temperaturen auf der Erde steigen auf immer neue Rekorde. 70.000 Menschen sind in den Eurostaaten bisher den Hitzetod gestorben, wie Erich Fischer vom Institut für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich in seinem Vortrag «Hitzewellen und Hitzestress im Klimawandel» sagte. Fischer war einer der Referierenden am 18. IGE-Seminar des Instituts für Gebäudetechnik und Energie IGE der Hochschule Luzern, das am Mittwoch, 16. März 2022 vor rund 100 Teilnehmenden stattfand.
Schweizer Firmen setzen sich ehrgeizige Ziele
15 grosse Schweizer Betriebe haben der Initiative Vorbild Energie und Klima beim Bundesamt für Energie BFE angeschlossen und unternehmen konkrete Schritte gegen den Klimawandel. Die Betriebe, darunter Swisscom, SRG, die Flughäfen Genf und Zürich, die Post und PostFinance, verbrauchen zusammen 2.5 Prozent der Schweizer Energie. Sie haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt, etwa bis 2026 ihren Strom komplett aus erneuerbaren Energien zu beziehen oder bis 2030 die Kapazität ihrer Photovoltaik-Anlagen um 68 GWh zu erhöhen.
Ein Beispiel nachhaltigen Bauens in der Privatwirtschaft stellte Beat Weiss vor. Der «Tech Cluster Zug» vereint auf 82.000 Quadratmeter in der Zuger Innenstadt Flächen für Industrie, Gewerbe, Wohnen, Bildung und öffentliche städtische Nutzung. Die V-Zug und die Metall Zug werden auch künftig auf einem Drittel der Fläche produzieren, planen aber, ihre Produktion trotzdem zu verdoppeln. Die Zeichen stehen auch sonst auf Verdichtung, etwa mit einem 600-Plätze-Parkhaus, einem 80 Meter hohen Holzhochhaus, einer Halle in Holzbauweise und einer sechsstöckigen Montagehalle. Aber das Gelände wird CO2-neutral geplant, versorgt sich weitgehend autark mit Strom und nutzt das Wasser aus dem Zuger See und einem unterirdischen Gewässer zum Kühlen und Heizen.
Zu wenig energetisch nachhaltiges Bauen in Städten
Im Grossen und Ganzen wird allerdings in den Städten zwar dicht, aber weniger energetisch nachhaltig gebaut als in den Agglomerationen und auf dem Land, wie Christian Kraft, Leiter des Kompetenzzentrums Immobilien der Hochschule Luzern deutlich machte. Das hat negative Folgen fürs Klima, weil es deutlich schwieriger ist, die Neubauten in den Städten an erneuerbare Energiequellen wie Geothermie, Solarheizung oder Wärmepumpen anzuschliessen, während die Gebäude auf dem Land oft über bessere und einfachere planungs- und bewilligungsrechtliche Grundlagen für solche Technologien verfügen.
Doch sind auch die Netze für einen flächendeckenden Einsatz von Wärmepumpen nicht ausgelegt. Dem könnte ein Mix von Wärmepumpen und Wärmekraftkopplung-Anlagen (WKK) abhelfen, wie Prof. Dirk Müller vom E.ON Energy Center der RWTH Aachen in seinem Vortrag ausführte. Die KWK-Anlagen könnten gleichzeitig dazu beitragen, in einer gesamtheitlichen Betrachtung Emissionen weiter zu verringern. Würde zudem mit erneuerbarem Strom gewonnenes Gas (EE-Gas) beigemischt, könnte der Ausstoss noch weiter reduziert werden.
18. IGE-Seminar des Instituts für Gebäudetechnik und Energie,
16. März 2022, Horw
Weitere Vorträge über Digitale Zwillinge für Stadtplanung (Prof. Gerhard Schmitt, ETH Future Cities Laboratory Singapur), Akustische Vielfalt (Sabine von Fischer, Agentur für Architektur), Aerosol-Check von Gebäuden (Dr. Michael Riediker, Schweizerisches Zentrum für Arbeits- und Umweltgesundheit) und GEE-Live: das Haus der Forschung und Lehre (Roger Buser, Dozent, Hochschule Luzern).
Weitere Informationen unter: hslu.ch/ige-seminar