Coverversionen, Neu-Arrangements, Interpretationen – die laufende Veränderung und kreative Weiterentwicklung ist Alltag in der Musik. Was macht solche «Remixe» jenseits von Copy & Paste besonders? Wie reflektieren sie Bestehendes und regen wiederum zu Neuem an? Diesen und weiteren Fragen widmet sich die Ausgabe 2021 des Musikfestivals «Szenenwechsel» der Hochschule Luzern – erstmals online.
Eigentlich hätte das Festival eine Gelegenheit dafür sein sollen, den Neubau der Hochschule Luzern – Musik auf dem «Kampus Südpol» zu besuchen. «Nun führen wir den Anlass zwar ausschliesslich digital durch, aber wir freuen uns, dem Publikum auch in dieser Situation eine Reihe von hochkarätigen Konzerten, Vorträgen und Diskussionsrunden bieten zu können», sagt Departementsdirektor Valentin Gloor. «Gleichzeitig ermöglicht dies unseren Studierenden, im Rahmen des Studiums respektive von Prüfungen wichtige Bühnenerfahrung sammeln zu können.»
Die einzelnen Programmpunkte sind unter Berücksichtigung des Corona-Schutzkonzeptes in den Räumlichkeiten des Departements Musik ohne Publikum aufgezeichnet worden.
Passend zum neuen Zuhause des Departements Musik, an dem seit letztem Herbst Lehre und Forschung sowie alle Institute vereint sind, erfuhr das Festival eine Neu-Ausrichtung. Gloor: «Wir lassen die künstlerische Praxis und die Forschung in einen intensiven Dialog treten. Diese Bündelung der Kräfte entspricht unserem Departement an einem gemeinsamen Ort – da werden neue Vernetzungen hör- und erlebbar!»
Freitag: Brahms, Volksmusik und Urheberrecht
Eröffnet wird das Festival am Freitagabend, 29. Januar 2021 mit dem Klaviertrio H-Dur, op. 8 für Violine, Violoncello und Klavier von Johannes Brahms (1833-1897). Es ist einmal in der Urfassung von 1853 und einmal in der 35 Jahre später überarbeiteten Version zu hören. Dazu findet ein Gespräch zwischen Musikforschenden der Hochschule Luzern und Gästen über das Werk und den Kompositionsprozess statt.
Im zweiten Teil des Abends diskutieren Expertinnen und Experten über das Thema «Remix und Recht». Danach folgt ein Auftritt des Volksmusik-Ensembles Alpinis, das sich aus Studierenden zusammensetzt.
Samstag: Von gregorianischer Orgel über orchestralen Jazz bis zur zeitgenössischen Teekanne
Am Samstagnachmittag, 30. Januar 2021 zeigen Kirchenmusik-Studierende und Dozierende ihr Können auf der neuen Orgel des Orgelbauers Späth. Auf dem Programm stehen Werke von Hans Buchner (1483-1538), Paul Hofhaimer (1459-1537), Hans Leo Hassler (1564-1612), Johann Sebastian Bach (1685-1750) und Sergej Prokofjew (1891-1953). Zudem trägt Erasmus-Student Mathias Louis Sørbø aus Norwegen eine improvisatorische Bearbeitung der gregorianischen Ostersequenz vor.
Anschliessend präsentieren Studierende und Dozierende unter dem Titel «Nothing is Real» zeitgenössische Musik: So etwa von dem US-amerikanischen Komponisten und Klangtüftler Alvin Lucier (*1931), bei dessen Konzeptkunst die Grenzen zwischen Realität und Schein verschwimmen und auch schon mal eine Teekanne zum Einsatz kommt. Einen Rückbezug zu Lucier stellt Peter Ablinger (*1959) mit seinem Zyklus «Voices and Piano» her: Der österreichische Komponist hat hierfür Sprachaufnahmen berühmter Persönlichkeiten wie Mutter Theresa oder Mao Tse-Tung unter Berücksichtigung der entsprechenden Sprachmelodien und Tonlagen in Klavierstücke übertragen.
In einem einleitenden Gespräch mit David Gunkel und Margie Broschke, zwei bedeutenden Vertreter/-innen der fächerübergreifenden Remix-Forschung, geht es um das Verhältnis von Alt und Neu, um künstlerische Plagiate sowie um das Kopieren als kulturelle Praxis.
Am Samstagabend spielt die Big Band der Hochschule Luzern unter dem Motto «Staying cool» Arrangements und Kompositionen von Gil Evans (1912-1988) aus den 1940er bis 1960er Jahren. Der kanadische Jazzmusiker war einer der ersten Arrangeure, der Bigband-Jazz mit orchestralen Klangfarben kombinierte. Mit seinem unverwechselbaren Stil wurde er zu einer der prägendsten Figuren seiner Zeit.
Sonntag: Klingende Forschungsveranstaltung «Re-Search» zu Bachs Chaconne
Am Sonntagvormittag, 31. Januar 2021 steht die Chaconne aus der Partita d-Moll für Violine solo, BWV 1004 von Johann Sebastian Bach (1685-1750) im Mittelpunkt. Das Stück ist nicht nur eine der zentralen Kompositionen des klassischen Instrumentalmusik-Kanons, sondern eröffnet auch einen Kosmos an musikalischen und aussermusikalischen Bezügen. Musiker/innen und Forschende der Hochschule Luzern sowie internationale Gäste vermitteln eine neu durchmischte Sicht auf die Chaconne. Das Publikum kann von zu Hause aus live via Zoom mitdiskutieren (siehe Kasten).
Online-Musikfestival Szenenwechsel «Re-Mix»
Wann: 29. Januar bis 31. Januar 2021
Programm und Gratis-Stream: hslu.ch/szenenwechsel
Hinweis: Alle Konzerte und Diskussionsbeiträge sind vorab aufgezeichnet. Im Rahmen der klingenden Forschungsveranstaltung «Re-Search» am Sonntag wird dem Publikum ein Zoom-Raum zur moderierten Live-Diskussion der Beiträge angeboten. Interessierte können sich vor und während der Veranstaltung unter musikforschung@hslu.ch für die Teilnahme anmelden.