«Nur wenn man als kleine Firma von aussen befruchtet wird, bewegt sich etwas», sagt Patrick Kiser. Der Chief Operating Officer der Firma E-Force One AG nutzt seine Kontakte zur Hochschule Luzern, um das Geschäftsmodell der Firma überprüfen zu lassen. «Da bekommt man eine neutrale Sicht. Die Studierenden und die Dozierenden wollen nicht kaufen oder verkaufen wie Kunden, Lieferanten oder andere Partner.» Patrick Kiser hat selbst in Luzern seinen Bachelor in Maschinentechnik gemacht und später noch den MAS Business Excellence hinterhergeschoben. Die Lkw der E-Force One AG fahren mittlerweile für Feldschlösschen und für Coop, die Firma hat derzeit 16 Mitarbeiter, das Geschäft läuft gut. Doch als Kiser gefragt wurde, ob Studierende im Rahmen eines Bachelor-Moduls die Firma analysieren dürften, sagte er sofort «Ja!».
Mit tollen Ideen punkten
Zwanzig Studierende des Departements Wirtschaft nahmen daraufhin ein Semester lang das Geschäftsmodell unter die Lupe. Sie bauten die Struktur einer Beratungsfirma auf, bestimmten einen Projektleiter und Arbeitsgruppen, besichtigten den Betrieb, trafen Abklärungen, führten Interviews. Am Ende präsentierten sie ihre Analysen und Konzepte. «Sie haben sich mit der nachhaltigen Unternehmensstrategie auseinandergesetzt und uns eine Lösung präsentiert, die wir nicht auf dem Radar hatten. Natürlich wussten wir vieles schon selbst, aber sie haben wichtige Punkte angesprochen. » Kiser und die E-Force One AG waren so beeindruckt, dass sie sich im nächsten Semester für ein Folgeprojekt zur Verfügung stellten. «Innerhalb eines Jahres hatte sich die Lage auf dem Markt komplett verändert. Wir wussten, dass auch MAN und Mercedes elektrisch angetriebene Lkw anbieten wollten», erzählt Kiser. «Die Studierenden haben sogar recherchiert, wann die auf den Markt kommen würden. Ich hätte nicht gedacht, dass ihnen das gelingen würde.»
Bereicherung für alle Seiten
Auch für die Studierenden zahlt es sich aus, wenn die Fragestellungen konkret sind. «Praxisprojekte sind für alle Beteiligten ein Gewinn, speziell jedoch für Studierende, die wenig Praxiserfahrung mitbringen», sagt Bruno Waser, Verantwortlicher der Studienrichtung Bachelor of Science in Business Administration, Value Network & Process Management. «Sie tendieren dazu, Aufgaben lehrbuchgetreu umzusetzen. In solchen Projekten lernen sie, dass in der Praxis Prioritäten gesetzt werden müssen und das Vorgehen nicht immer 1:1 umgesetzt werden kann. Die Rückmeldungen zu solchen Aufgabestellungen sind immer positiv.»
Patrick Kiser sieht die E-Force One AG auf dem richtigen Weg. Zurzeit läuft noch ein Projekt mit dem Departement Technik & Architektur der Hochschule Luzern, in dem die Wärmepumpen der Fahrzeuge optimiert werden sollen. Zudem wird eine Master-Arbeit über das Unternehmen entstehen. Patrick Kiser hat sein Studium in Luzern zwar längst beendet, aber «wir nutzen die Kontakte, die wir haben, noch immer». Auch für die Rekrutierung: Von den neun Entwicklern der E-Force One AG haben acht an der Luzerner Hochschule studiert.
Autorin: Valeria Heintges
Bild: E-Force One AG