Montagmorgen, 8:30 Uhr am Bahnhof Zug: Pirmin Huber erscheint auf die Minute genau am vereinbarten Treffpunkt. Dass der Musiker während der letzten 28 Tage jeden Abend einen Auftritt hatte, sieht man ihm nicht an. Der 29-Jährige wirkt wach und aufgeräumt. Bei einer Tasse Kaffee erzählt er freimütig von seinen ersten musikalischen Gehversuchen im Kreis seiner Grossfamilie im schwyzerischen Galgenen. Jedes der sechs Geschwister spielte mehrere Instrumente. «Wir haben uns nach der Schule zusammengesetzt und frisch von der Leber weg gespielt – wie bei einer Stubete eben.» Pirmin konzentrierte sich erst auf die Trompete, später auf den Kontrabass. Mit 14 spielte er seine ersten Konzerte. Als Jugendlicher traf er sich mit Gleichgesinnten in der Badi, um zu «jammen»: «Wir wollten experimentieren und Neues schaffen, aber der Ausgangspunkt war immer die Volksmusik.»
Nach seiner Lehre arbeitete Pirmin Huber als Zimmermann, abends gab er Konzerte. Eine anstrengende Zeit. Mit 23 entschied er sich, ganz auf die Musik zu setzen: 2010 begann er mit dem Musikstudium in Luzern, «weil die Hochschule Luzern schweizweit die einzige ist, die den Schwerpunkt Volksmusik anbietet». Anfangs fühlte er sich etwas fremd. «Ich war anders, ein Quereinsteiger», resümiert er. Doch seine Dozierenden hätten ihm den nötigen Raum gewährt, um sich zu finden und weiterzuentwickeln. Von Dieter Ammann etwa habe er wichtige Anstösse bekommen zu Fragen wie: Welche Struktur soll die Komposition haben? Wie wird sie auch energetisch rund? Was will ich ausdrücken? Noch während seiner Master-Arbeit wurde er letzten Sommer angefragt, für die «Stubete am See», das von der Stiftung Pro Helvetia initiierte Festival für neue Schweizer Volksmusik, eine Ländlersinfonie zu komponieren – eine grosse Auszeichnung für den Nachwuchsmusiker. «Da konnte ich natürlich nicht nein sagen», sagt er und lächelt. Um die nötige Ruhe fürs Komponieren zu haben, zog er von der Studenten-WG in eine Einzimmerwohnung.
Sein Stil – Volksmusik mit einem Schuss Jazz, Pop und Elektro – liesse sich am besten als «Ethno Fusion» beschreiben, meint Pirmin Huber. Eine Aufsehen erregende Mischung, die ihm schon Auftritte in der Schweizer Botschaft in Bern verschafft hat. «Die Gäste aus dem Ausland sind ganz verrückt nach dieser neuen Schweizer Musik», sagt er. Auch als Bandmusiker läuft es rund: Er spielte bereits in bekannten Musikclubs wie dem Zürcher «Moods», aber auch im nahen Ausland, in Mailand, Paris und Berlin. Sein neustes musikalisches Projekt heisst «Lightluck» und steht für Elektro-Pop mit Einflüssen von Folk und RnB. Eines steht für ihn fest: Wo auch immer seine musikalische Reise noch hinführen wird: Seine Heimat bleibt die Volksmusik – und die gute alte Stubete.
Autorin: Tatjana Stocker
Bild: Franca Pedrazzetti
Zur Person
Pirmin Huber, geboren 1987, ist in Galgenen (SZ) in einer musikalischen Familie aufgewachsen. Er absolvierte eine Lehre zum Zimmermann, bevor er sich ganz für die Musik entschied. Nach dem Bachelor-Studium mit Schwerpunkt Volksmusik an der Hochschule Luzern schloss er dort 2016 mit einem Master in Musikpädagogik ab. 2016 wurde auch die von ihm komponierte Ländlersinfonie an der «Stubete am See», dem Festival für neue Schweizer Volksmusik, uraufgeführt. Der Komponist und Musiker unterrichtet an Musikschulen und tritt in mehreren Formationen auf – von der Ländlerkapelle bis zur Jazz- oder Elektro-Pop-Band. Er lebt in Luzern.