Auf den ersten Blick könnte es auch ein modernes kleines Wohnhaus sein. Bei näherer Betrachtung sieht man die Betonsockel, auf denen die Behausung steht – und dass sie eigentlich ein gebrauchter Schiffscontainer ist. Bis jetzt gibt es erst eine Visualisierung dieser mobilen Wohneinheit, doch in Adligenswil im Kanton Luzern wird in wenigen Monaten ein erster Prototyp stehen. «Es gibt wenig günstige Wohnungen und Arbeitsräume für Studierende oder Künstlerinnen und Künstler», sagt Urban Frye, Kulturwissenschaftler und Ökonom aus Luzern. Sein Lösungsansatz: auf temporären Freiflächen wie Industriebrachen Wohn- und Arbeitsräume auf Zeit schaffen. Frye wandte sich mit seiner Idee an das interdisziplinäre Forschungslabor CreaLab der Hochschule Luzern.
Auch ein soziales Projekt
Das CreaLab entwickelte Fryes Ansatz weiter und startete ein Projekt mit Seefrachtcontainern. Das Ziel: 25 Quadratmeter Fläche so zu gestalten, dass eine Person darin wohnen und arbeiten kann. Und: Ein Container mit Einrichtung soll maximal 35’000 Franken kosten. In das Projekt waren auch über 20 Innenarchitektur-Studierende involviert, die eng mit den Dozierenden und dem Praxispartner Frye zusammenarbeiteten. In einer ersten Phase entwarfen die Studierenden Innenräume mit einem Wohn- und einem Arbeitsbereich. Danach erstellten sie Baupläne und Kostenvoranschläge – inklusive Lösungen für Transport und Aufbau. Auf der Suche nach einer günstigen, aber sozialverträglichen Möglichkeit, gebrauchte Container auszubauen, wurde das Team um Frye in Indonesien fündig, wo die Stiftung ATMI diverse Lehrwerkstätten betreibt und junge Menschen nach dem schweizerischen Vorbild in handwerklichen Berufen ausbildet.
Gemeinsam gründeten Urban Frye und Christine Larbig vom CreaLab zusammen mit weiteren Kollegen die Genossenschaft Senang Domicile – der indonesisch-englische Name für «glückliche Hütte». «Die soziale Orientierung ist uns sehr wichtig bei diesem Projekt», sagt Christine Larbig. Dies sowie das Bestreben, mit dem Einsatz von einfachen Mitteln der Gebäudetechnik eine energieeffiziente temporäre Bleibe zu schaffen, unterscheide das Projekt von anderen Containersiedlungen. Und: «Dank der Innenraumgestaltung macht sich auch Behaglichkeit breit.» Laut Larbig wird die erste «glückliche Hütte» im März in Adligenswil beim Museum 1 auf einer Brache aufgebaut. An diesem Prototyp wird dann untersucht, ob noch Optimierungen möglich sind. Die Weiterentwicklung erfolgt in einem interdisziplinären Team. Unterstützt wird das Projekt zudem von der Missionsgesellschaft Bethlehem und den Jesuiten Weltweit, der Gründerorganisation von ATMI. Bewährt sich der Prototyp, soll auf der Brache eine kleine Containersiedlung für Ausstellungen, Ateliers, Workshops und andere Veranstaltungen entstehen.
Autor: Daniel von Känel