Die Tür zum FabLab auf dem Campus Horw steht offen. Das Geräusch einer Fräsmaschine dringt nach draussen. Tritt man durch die Tür, wird es erstmal bunt. Auf einem Tisch liegen Gegenstände, die im FabLab hergestellt wurden: orange Lampenschirme, blaue Armbänder und verschiedenfarbige, gefässartige Objekte. Irgendwo dazwischen stehen zwei Lautsprechergehäuse, aus denen eigenartige Geräusche dringen, und ein grosser Faustkeil aus Acrylglas. An der Fräsmaschine im hinteren Teil des Labors steht Simon Marfurt. Der Werklehrer und Künstler arbeitet an einer Kugelbahn, die als Wandbild aufgehängt werden kann. Ein privates Projekt, das er im FabLab umsetzt. «Ich bin oft hier anzutreffen», sagt er. «Mit den Maschinen, die mir hier zur Verfügung stehen, kann ich sehr viel selber machen, ohne dafür tief in die Tasche greifen zu müssen.» Sind die 3-D-Drucker mittlerweile zu erschwinglichen Preisen zu haben, sind CNC-Fräsmaschinen und Lasercutter für den Privatgebrauch zu teuer. Die Benützung der Maschinen im FabLab wird stündlich abgerechnet, der 3-D-Drucker kostet fünf Franken pro Stunde, Fräsmaschine und Lasercutter je 20 Franken. Am Mittwoch ist die Benützung jeweils gratis.
Ins FabLab kommen Leute aller Altersgruppen, von der Schülerin bis zum Pensionär. Sei es, um einen neuen Griff für den Wasserhahn zu produzieren, weil der alte kaputt ist, oder um etwas herzustellen, das es vorher noch nicht gab. Die Werkstätte in Luzern gehört zur FabLab-Bewegung, einem globalen Netzwerk, das Erfindungen fördert, indem es Werkzeuge für eine digitale Fertigung zugänglich macht. Eine Charta legt die Regeln fest. So müssen sich die Nutzer beispielsweise gegenseitig Zugang zu ihren Ideen und Produkten gewähren. Kommerzielle Aktivitäten darf man wohl im FabLab starten, eine «Massenproduktion» ist aber nicht erlaubt, weil die Maschinen sonst zu lange besetzt wären.
Das zweite Leben der Einwegkamera
Marfurt wendet sich von der Fräsmaschine ab, die er eben für weitere Kugelbahnelemente programmiert hat, und erzählt von seinem letzten Projekt. «Ich habe mir überlegt, wie man das Innenleben der Einwegkameras weiter nutzen könnte», erklärt der Fotografie-Enthusiast. «Ich wollte ein Gehäuse kreieren, bei dem man den Film wechseln kann.» Die Idee der Kamera «Marke Eigenbau» war geboren.
Mittlerweile ist der Prototyp gebaut, das Gehäuse hat Marfurt mit dem Lasercutter aus einer Holzfaserplatte gefertigt. Und: Seine Kamera funktioniert. «Weil der Film manuell weitergespult werden muss, eignet sie sich beim jetzigen Entwicklungsstand vor allem für experimentelle Fotografie», sagt er lachend. Man müsse erahnen, wann das nächste Negativ ungefähr in der richtigen Position sei. Marfurts Gehäuse verfügt sogar über einen «Blitzschuh» für ein externes Blitzgerät. Zudem ist das Gehäuse so gestaltet, dass die Blende manuell eingestellt werden kann – eine wichtige Funktion für einen ambitionierten Fotografen.
Nach einer Stunde die Technik im Griff
FabLab-Manager Chris Obrist holt ein USB-Ladegerät mit Solarzellen für Mobiltelefone und Tablets hervor, das er vor Ort produziert hat. «Der Bauplan stammt aus dem Internet, das Lademodul kann man dort ebenfalls bestellen», sagt er. Die Gehäuseteile habe er selber konstruiert und mit dem Lasercutter ausgeschnitten, die Solarzellen über ein Elektrofachgeschäft bezogen. «Für einen Workshop, beispielsweise mit einer Schulklasse, eignet sich der Bau eines solchen Geräts sehr gut», so Obrist. Es sei generell ziemlich einfach, mit den Maschinen im FabLab etwas herzustellen. Nach gut einer Stunde Einführung seien selbst Schulkinder in der Lage, die Maschinen mit Daten zu füttern und einen Gegenstand zu produzieren.
Viel genutzt wird das FabLab laut Obrist von Architekturstudierenden, die Modelle anfertigen. Doch auch die Abteilung Maschinenbau stellte schon Teile für Roboter im FabLab her. Und natürlich suchen auch externe Besucher wie Simon Marfurt, die eine Idee umsetzen wollen, die Werkstätte auf. «Ein Hobbymusiker hat bei uns beispielsweise mit dem Laser lederne Gurte für seine Gitarre zugeschnitten und graviert», erzählt Obrist.
Simon Marfurt freut sich über diese Vielfalt an Ideen, auf die er im FabLab trifft: «Ich schätze es sehr, dass ich hier mit anderen Menschen in Kontakt komme, die selber etwas herstellen wollen. Durch den Austausch erhalte ich neue Inputs für meine nächste Eigenproduktion.»
Autor: Daniel von Känel
Das FabLab Luzern plant, künftig mit einer mobilen Werkstatt auf Tour zu gehen. Mit einem Bus, ausgestattet mit den FabLab-typischen Geräten, besucht es verschiedene Orte in der Deutschschweiz. Damit will das Labor die Möglichkeiten der digitalen Produktion vorstellen und der Öffentlichkeit den Eigenbaugedanken des FabLabs vermitteln. Der Tour-Start wird auf www.fablab-luzern.ch angekündigt.