Seit Arno Troxler denken kann, gehört das Jazzfestival Willisau zu seinem Leben. Dass er mit 31 Jahren dessen Leiter ist, hat eine Vorgeschichte und eine Logik. Allerdings bedurfte es einer Auszeit am Drummers Collective in New York, wo er 2002 dank eines Stipendiums drei Monate lang nur Schlagzeug spielte. Dort bestätigte sich, dass er begabt ist, dass er die Leidenschaft für die Musik besitzt und der vorgezeichnete Weg der richtige Weg ist. Damals fehlte ihm aber noch die musikalische Ausbildung. «Gerne spielen ist nicht dasselbe wie gute Musik machen.» An der Hochschule Luzern – Musik erlernte er das Handwerk des Schlagzeugers von Grund auf und schloss 2006 ab. Positiv geprägt haben ihn einige seiner Lehrer; schwer tat er sich manchmal mit den Workshops, in denen er zusammen mit Kollegen, die eine ganz andere Musikauffassung hatten, etwas erarbeiten musste. «Alle wollten Musiker werden und die meisten wurden Lehrer.»
«Die Katze kannte ich gut»
Dieses Jahr trat er die Nachfolge seines Onkels Niklaus Troxler an, «ohne Angst, aber mit Respekt». Und heute, mit Rückblick auf sein erstes Festival? Hatte er die Katze im Sack gekauft? «Nein, die Katze kannte ich gut; die Grösse des Sackes dagegen war mir nicht bekannt.» Zur Grösse des Sackes gehört auch, was Arno Troxler nicht gerne macht: dem Geld nachrennen. Bei Stiftungen anklopfen fällt ihm leicht im Vergleich zum Betteln bei Privatpersonen. «Es kostet mich Überwindung, ans Wohlwollen von Gönnern zu appellieren, da ich wenig Gegenleistung bieten kann.» Die Rechnung des ersten Festivals unter seiner Ägide liegt noch nicht vor. Fest steht: Das junge Publikum, das Arno Troxler mit seinem Programm vermehrt, aber nicht ausschliesslich ansprechen wollte, kam noch nicht in genügender Zahl. Kostendeckend waren die Tage nicht, aber immerhin kein finanzielles Desaster. «Jedenfalls schlafe ich wieder gut.» Wieder?
Ärger über die ewigen Vergleiche
Ein Kritiker schrieb, das Jazzfestival sei provinzieller geworden. Arno Troxler zwingt sich zu einem Lächeln. Die ewigen Vergleiche mit seinem Onkel und die immer gleichen Fragen nach dem Übervater Niklaus langweilen ihn. «Wenn mit provinziell auf die schweizerische Herkunft der eingeladenen Musiker angespielt wird, dann stimmt es. Wenn damit spiessig gemeint ist, dann wehre ich mich.» Arno Troxler geht es allein um gute Musik, nicht um Chauvinismus, nicht um Stilrichtungen. «Was ist Jazz?», fragt er provokativ. «Jazz gibt es nicht mehr. Die persönliche Haltung der Musik gegenüber ist das Einzige, was zählt. Ich muss eine Dringlichkeit spüren, dass der Musiker nicht anders kann.» Ideen fürs nächste Programm hat er. Einiges wird von den Finanzen abhängen, wobei die Künstlergagen lediglich einen Viertel der Kosten ausmachen. Müsste er den Gürtel enger schnallen, würde ein zeitlich kürzeres Festival kaum Einsparungen bringen. Das wäre nur mit einer Durchführung in einem anderen Rahmen möglich. Doch diesem Gedanken gibt er vorderhand keinen Raum. Lieber sitzt er mit Hämi Hämmerli, dem Studienleiter Jazz der Hochschule Luzern, zusammen und denkt über eine mögliche Zusammenarbeit nach.
Autorin: Kathrin Zellweger
Fotograf: Martin Vogel