In der Übersicht
In der vorliegenden Studie wurden Erwartungen an den Schwierigkeitsgrad unterschiedlicher Erstgesprächssituationen in der Jugend- und Familienberatung untersucht. Im Rahmen eines videogestützten Experimentes mussten Studierende der Sozialen Arbeit (N=99) den Schwierigkeitsgrad eines erbetenen, angebotenen oder angeordneten Erstgespräches einschätzen. Um die Ergebnisse des Experimentes differenziert betrachten zu können, wurden im Rahmen von qualitativen Interviews ergänzend Praktikerinnen und Praktiker aus der Jugend- und Familienberatung (n=10) zu ihrer Einschätzung befragt.
Die Befunde der quantitativen und qualitativen Analysen zeigen, dass sowohl aus Sicht der Studierenden wie auch aus Sicht der erfahrenen Praktikerinnen und Praktiker die Schwierigkeit von erbetenen Gesprächen als am Tiefsten, die Schwierigkeit von angebotenen Gesprächen als am Höchsten und die Schwierigkeit des angeordneten Gesprächs als im mittleren Bereich liegend eingeschätzt werden. Für die Beratungspraxis bedeutet dies, dass aufgrund des unklaren Auftrages die Erfolgsaussichten von angebotenen Beratungsgesprächen als wenig aussichtsreich betrachtet werden müssen und daher von solchen abgesehen werden sollte. Nach Möglichkeit sollen sich Beraterinnen und Berater vielmehr um einen klaren Auftrag seitens des Klientels oder seitens befugter Stellen bemühen.