In der Übersicht
Kenntnisse zur historischen Aufführungspraxis und zu alten Musikinstrumenten müssen mangels primärer Quellen häufig aus schriftlichen und bildlichen Hilfsquellen erworben werden. Für die Musikpraxis, musikwissenschaftliche Forschung und Organologie (Musikinstrumentenkunde) haben sich Quellen aus der darstellenden Kunst als besonders hilfreich erwiesen. Dabei liefern visuelle Quellen nicht nur ergänzende Erkenntnisse zu schriftlichen Quellen. Vielmehr stellen sie wichtige Quellen eigenen Rechts dar. Denn sie liefern Informationen, welche schriftliche Quellen aufgrund ihrer Sprachgebundenheit nur lückenhaft oder auf komplizierte Weise übermitteln können bzw. in schriftlichen Quellen aufgrund spezifischer Kontexte nicht erwähnt werden, weil sie als selbstverständlich empfunden oder bewusst aus ethischen, moralischen oder religiösen Gründen unterdrückt werden.
Das vorliegende Projekt erforscht ein singuläres Quellenmaterial (Chorgestühle, Wandmalereien und andere visuelle Objekte sakraler Bauten), das zahlreiche neue Erkenntnisse sowohl mit Blick auf aufführungspraktische und organologische als auch methodische Fragestellungen zur Aufführungs- und Interpretationsgeschichte der Musikpraxis und Musikgeschichte vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit liefern wird. Denn es dokumentiert und erforscht erstmals umfassend visuelle Objekte aus der vorreformatorischen Zeit in der Schweiz mit musikbezogenen Inhalten mit einem state-of-the art interdisziplinären Ansatz, welcher Methoden der Bildinterpretation, der Bilddokumentation, der Organologie, der Aufführungs- und Interpretationsforschung nicht nur gleichberechtig behandelt, sondern jeweils eng aufeinander bezieht. Zudem vertieft und erweitert das Projekt die im FSP bereits vorhandene musikikonographische Methodenkompetenz an einem konkreten Forschungsprojekt.