In der Übersicht
Die kritische Auseinandersetzung mit der Abhängigkeit von technischen Systemen ist zu einer wichtigen Herausforderung des sich stetig weiter digitalisierenden 21. Jahrhunderts geworden. Diese normativ-technischen Artefakte - e.g. Maschinen, Applikationen, Systeme, etc. - sind Resultate kontingenter Bedingungen und autor:innenschaftlicher Entscheidungen. Das Abstrahieren und Definieren ist stets ein interpretativer und autor:innenschaftlicher Akt, der durch die eigenen kulturellen Ressourcen, situationsbedingte Diskurse, Moral und Ästhetik beeinflusst und geleitet wird und jederzeit intendierte und nichtintendierte Entscheidungen beinhaltet. Von ihren Designer:innen - die nach besten Lösungen für spezifische, wohldefinierte Probleme suchen - und den Benutzer:innen werden sie aber mehrheitlich nicht als solche wahrgenommen und es wird stattdessen an die technische Rationalität und Objektivität geglaubt.In gleichwertiger Wechselwirkung zwischen schriftlicher Theorieproduktion und künstlerischem Schaffen stelle ich mir die Frage, wie künstlerische Praktiken Reflexionsebenen über normativ-technische Gestaltungspraktiken eröffnen und wie die ethischen und moralischen Dimensionen dieser Praktiken verhandelt werden können. Dieses Forschungsvorhaben basiert auf meinen Studien in Medientechnologie, Interaction Design und Transdisziplinarität in den Künsten sowie auf meinem Hintergrund als transdisziplinär praktizierender Designer, Programmierer und New-Media-Künstler. In einem spekulativen Akt - in Abgrenzung zur Suche nach besten Lösungen für spezifische, wohldefinierte Probleme - erkunde ich Irritationen in mir und den Betrachter:innen und versuche sie offenzulegen und zugänglich zu machen. Ich verfolge das Ziel, die Folgen und Auswirkungen vermeintlich neutraler, normativ-technischer Systeme auf die Menschen, die sie nutzen, und die Praktiken ihrer Herstellung zu erkunden und Wege zu finden, sie mittels künstlerischer und medientheoretischer Verfahren als kontingent und kulturell situiert zu thematisieren sowie zu fragen, wie sich eine Ethik der Gestaltung in Zeiten der Digitalisierung konstituieren könnte.