In der Übersicht
Nach wie vor ungenutztes Potenzial im Sourcing der Retailbanken
Die meisten Retailbanken weisen immer noch eine grosse Wertschöpfungstiefe auf. Mit Ausnahme der Informatik, wo bereits ein sehr hoher Anteil ausgelagert ist, bleibt die Wertschöpfungstiefe und damit auch das Potenzial, Tätigkeiten an Dritte auszulagern, hoch. Dennoch sehen viele Banken weitere Auslagerungen primär bei der IT vor. Daneben wird aber auch geplant Bereiche in der Wertschriften- und Zahlungsverkehrsverarbeitung, aber beispielsweise auch im Bereich Compliance auszulagern.
IT-Sourcing Management wird anspruchsvoller und aufwändiger
Neue Herausforderungen machen das Management der IT-Sourcing Landschaft anspruchsvoller. Zu nennen sind insbesondere:
- Neue Regulatorien verlangen ein intensivere Anstrengungen insbesondere bezüglich Daten- und Betriebssicherheit, End-to-End-Verantwortung über die ganze Lieferkette sowie Wahrnehmung der Verantwortung gegenüber Sub-Lieferanten.
- Mit Software as a Service (SaaS) wird Funktionalität und Betrieb aus einer Hand geliefert. Dies führt dazu, dass die Bank mit mehreren Providern zusammenarbeiten muss.
- Die zunehmende Nutzung von Software as a Service (SaaS)-Lösungen führt auch mengenmässig zu mehr Partnern, mit denen die Bank zusammenarbeiten muss.
Die Einführung von Kryptowährungen ist auch ein Sourcing-Entscheid
Von den befragten Banken bieten 10 Institute (28%) ihrer Kundschaft bereits Kryptowährungen an oder haben dies in absehbarer Zukunft vorgesehen. Einige dieser Banken sehen Blockchain als eine Technologie, die zur Kernkompetenz im Banking gehören wird, andere kaufen in der Erwartung eines kurzfristigen Businesscases vorläufig Know-how ein. Da Kryptowährungen auf einer neuen Technologie aufsetzen, deren Potenzial unterschiedlich eingeschätzt werden kann, verlangt deren Einführung auch einen Sourcing-Entscheid.
Thesen und Ausblick
Im Sinne eines Ausblicks gelangen die Autoren aufgrund der Erkenntnisse der Studie zu folgenden drei Thesen für die Sourcing-Zukunft des Schweizer Retail Banking:
- Sourcing ist und bleibt ein wichtiger Stellhebel, um die Wertschöpfungskette der Bank zu organisieren. Mit dem anhaltendem Fachkräftemangel wird dabei die Sicherung des Know-hows zukünftig eine deutlich grössere Bedeutung erlangen.
- Geschäftsmodelle und Produkte, die sich neuer Technologien bedienen, erfordern einen Kompetenzaufbau, für den aus strategischer Sicht zu entscheiden ist, ob er mit eigenen Spezialisten oder durch den Bezug von einem Sourcing-Partner erfolgen soll.
- Geschäftsstrategische, regulatorische und technologische Entwicklungen erhöhen in Zukunft die Anforderungen ans IT-Sourcing-Management. Um die wachsende Komplexität effizient zu beherrschen, sind frühzeitig passende Standards und Richtlinien zu formulieren, benötigte Kompetenzen aufzubauen und Prozesse anzupassen.
Mit Blick auf die obigen Thesen empfehlen die Autoren den Banken und ihrem Management, das Potenzial von Sourcing für ihr eigenes Institut aktiv zu verfolgen und umzusetzen.