In der Übersicht
Ältere Menschen sind häufig mit Hörverlusten konfrontiert. Damit verbunden sind meist Einschränkungen der Hörfähigkeiten im Sinne des bewussten Zu- und Hinhörens, was zu sozialer Isolation und kultureller Ausgrenzung führen kann. Auch wenn das Hörvermögen biologisch gesehen nachlässt, haben Erkenntnisse aus der Psychologie, den Neurowissenschaften, der Hörphysiologie und der Akustik gezeigt, dass die Hörfähigkeiten älterer Menschen aktiviert, trainiert und aufrechterhalten werden können. Ältere Menschen können daher besonders von einer Verbesserung der Hörfähigkeiten profitieren.
Diese Erkenntnisse sind auch für die musikgeragogische Praxis wertvoll. Jedoch wurde das Potenzial, die auditiven Fähigkeiten durch spezifische Höraktivitäten anzuregen und zu verbessern, in diesem Bereich bislang kaum genutzt. Das Projekt möchte daher Übungen entwickeln, erproben und evaluieren, die zu einer von uns sogenannten «Hörpädagogik» mit Senior/innen beitragen sollen. Es richtet sich dabei wie andere musikgeragogische Angebote prinzipiell an alle interessierten älteren Menschen und nicht nur an jene mit musikalischer Vorerfahrung.
In den vergangenen Jahrzehnten haben die Sound Studies und einzelne Praktiker/innen aus der Klangkunst vielversprechende Ansätze entwickelt, die das Zuhören und das Hörbewusstsein stärken (z.B. Deep Listening, Ear Cleaning, Klang- und Hörspaziergänge, Höranleitungen und -übungen). Vor diesem Hintergrund werden im Rahmen des Projekts im praktischen Austausch mit Senior/innen sowie Fachpersonen der Betreuung der Heime Kriens Konzepte und Praktiken zur auditiven Sensibilisierung (weiter) entwickelt, erprobt und evaluiert.
Das Projekt zielt darauf ab, Höraktivitäten zu schaffen, welche die Hörfähigkeiten trainieren, das subjektive Wohlbefinden älterer Menschen fördern, ihren sozialen Bedürfnissen nachkommen und letztlich kulturelle Teilhabe ermöglichen sollen. Diese und andere Wirkungen werden mittels eines multiperspektivischen und multimethodischen qualitativen Ansatzes erforscht. Ziel ist die Konzeption eines öffentlich zugänglichen Leitfadens mit Best-Practice-Übungen. Diese Übungen sollen einfach von Fachleuten der Betreuung, zum Beispiel aus der Musikgeragogik oder der soziokulturellen Arbeit, in ihre tägliche Arbeit mit älteren Menschen integriert werden können.