In der Übersicht
Jedoch ist nicht nur das Risiko, Sozialhilfe in Anspruch nehmen zu müssen, sondern auch das Erleben und die Behandlung innerhalb der Sozialhilfe – Zugang, Unterstützungsumfang sowie Unterstützungs-, Kontroll-, und Sanktionspraktiken – nach Geschlecht und weiteren Merkmalen unterschiedlich: Wer hat Zugang? In wen wird (wie stark) investiert? Für wen sind welche (Arbeitsintegrations-)Programme vorgesehen? Und wer sieht sich selbst als anspruchsberechtigt an? Hier spielen neben Normen und Zuschreibungen von Politik, Organisationen und Beratungspersonen auch Selbst-Konstruktionen etwa mit rein. Wie stark Normen und Praktiken sich nach Geschlecht und weiteren Merkmalen unterscheiden ist in der föderalen Schweiz schliesslich höchst unterschiedlich je nach kantonalem Kontext sowie abhängig, ob in einer Stadt oder einer ländlichen Gemeinde Sozialhilfe bezogen wird. Vor diesem Hintergrund zielt dieses Projekt darauf ab, Normen und Praktiken der Geschlechtergleichstellung aus einer intersektionellen Perspektive in der Sozialhilfe in verschiedenen Regionen der Schweiz zu betrachten. Zudem will das Projekt aufzeigen, inwiefern es bereits innovative Mechanismen gibt auf der Ebene von Sozialdiensten und Gemeinden, mehr Chancengleichheit herzustellen.
Das Projekt basiert auf kontrastierenden, qualitativen Fallstudien in sechs Sozialdiensten von drei Kantonen und einer Methodentriangulation auf verschiedenen Politikumsetzungsebenen: Klient:innen, Beratungspersonen, Organisation, kommunal, kantonal und supra-kantonale (SKOS, SODK) Ebene. Es sind Vergleiche zwischen verschiedenen Regionen (urban, rural, Sprachregionen) vorgesehen, um Unterschiede in der Versorgungslandschaft zu beleuchten. Die Studie leistet einen Beitrag zur Forschung im Bereich der Sozialarbeit und des Wohlfahrtsstaates, indem sie sich auf die Umsetzung der Politik aus einer geschlechtsspezifischen und intersektionalen Perspektive auf verschiedenen Ebenen fokussiert. Die Studie wird über den Schweizer Fall hinaus relevant sein, da der Schweizer Wohlfahrtsstaat bekanntlich stark von Föderalismus und Subsidiarität geprägt ist. Diese Mechanismen spielen jedoch auch in anderen Ländern eine wichtige Rolle. Aus den Erkenntnissen werden zielgruppenspezifische Empfehlungen für Sozialarbeitende, Schulen für Sozialarbeit, Leiterinnen und Leiter von Sozialdiensten, die kommunale, kantonale und nationale Politik abgeleitet und zielgruppenspezifische Instrumente (wie Indikatoren für das SKOS-Monitoringsystem, Leitfaden für Sozialdienste, Schulungen für Sozialarbeitende usw.) entwickelt, die auf mehr Gleichstellung und soziale Gerechtigkeit in der Sozialhilfe abzielen.
Das ITC-Projekt besteht aus zwei Teilen:
- SNF-Projekteingabe: Gleichstellung in der Sozialhilfe? Der Wandel von Normen und Praktiken auf Klienten-, Beratungs-, Organisations- und politischer Ebene in verschiedenen Regionen der Schweiz
- Artikel zu Unterschieden in den Sozialhilfequoten grösserer Gemeinden/Städte der Schweiz