In der Übersicht
Durch den Ausbau der erneuerbaren Energiequellen verändern sich die Stromflüsse. Das Netz, das dies bewältigen muss, ist jedoch nach wie vor das gleiche und nicht darauf ausgelegt. Deshalb braucht es Flexibilität, gerade während Spitzenbelastungszeiten. Flexibilität beschreibt die Fähigkeit, je nach der Situation auf dem Netz den Stromverbrauch hoch- oder herunterzufahren. Die im Rahmen des ENFLATE Projekts eingesetzte Handelsplattform soll dies möglich machen: «Wer weiss, dass er sein E-Auto nicht zu einer bestimmten Zeit aufladen muss, soll diese Flexibilität auf der Plattform ENFLATE verkaufen können», erklärt Christoph Imboden, Dozent an der Hochschule Luzern. Stromanbieter haben dann die Möglichkeit, das Laden zu unterbrechen und den Strom jemand anderem zur Verfügung zu stellen. «Wir wollen wissen, ob das funktionieren kann.» Deshalb soll das Angebot in einem Beispielquartier in der Ostschweiz probehalber aufgebaut werden. Für Jürg Solenthaler, Leiter Geschäftsbereich Netz SAK, birgt dieses Vorgehen grosses Potenzial: «Der grundlegende Umbau des schweizweiten Energiesystems in den kommenden Jahrzehnten wird sich auf die einzelnen Verteilnetze auswirken. Darauf müssen die Netzbetreiber vorbereitet sein – aus diesem Grund sind wir auch Mitglied des europäischen Forschungsprojekts. Wir freuen uns darauf mit diesem Teilprojekt die Auswirkungen von Flexibilitätsmärkten auf die Netzauslastung in der Praxis zu untersuchen.» Philippe Vassilopoulos, Direktor Produktentwicklung der europäischen Strombörse EPEX SPOT, erläutert: «Angebot und Nachfrage werden am ökonomisch sinnvollsten auf einem Markt zusammengebracht. Der neutrale und von der Strombörse transparent ermittelte Referenzpreis schafft die richtigen Anreize, um Flexibilitäten im Stromsystem optimal zu nutzen.»
Das Projekt will nicht das Rad neu erfinden, sondern auf bestehenden Plattformen aufbauen. Im Rahmen des 48-monatigen Europäischen Projektes werden in verschiedenen Ländern vergleichbare Plattformen getestet. ENFLATE bringt ein Konsortium von 30 Organisationen zusammen: Übertragungsnetzbetreiber, Verteilernetzbetreiber, Marktbetreiber, Regulierungsbehörden, Dienstleister, Hersteller, Hochschulen und Interessengruppen. Das Ziel der Mitglieder ist, saubere Energien in Europa zu fördern, die Kosten der Energiewende zu senken und ihren wirtschaftlichen Nutzen zu steigern. Letztlich soll ENFLATE die Mittel für eine wirksame Kontrolle des Stromaustauschs auf regionaler, nationaler und europäischer-Ebene bereitstellen, die Kommunikation zwischen dezentralen Energiequellen verbessern und die nachhaltige Entwicklung neuer sektorübergreifender Geschäftsmodelle anregen, die die Beteiligung von Verbrauchern/Abnehmern am kostengünstigen Stromhandel nutzen.
Beteiligt sind die Hochschule Luzern, die St.Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke AG, die CKW AG sowie die europäische Strombörse EPEX SPOT (Frankreich).