In der Übersicht
In der Sozialen Arbeit erweist es sich als schwierig, belastete Familien bei der Suche nach Problemlösungen partizipativ einzubinden. Im Kontakt mit Behörden wird nicht selten von Seiten der Angehörigen von fehlender Hilfe oder von Entmündigung gesprochen. Hier bietet sich das Verfahren «Familienrat» oder «Family Group Conference» an, welches grosses Potenzial hat, Familien bei der Bewältigung von herausfordernden Situationen zu unterstützen. Durch eine Kreiserweiterung können Ressourcen im sozialen Umfeld aktiviert werden, die Betroffenen erfahren sich als selbstwirksam und sind mit ihren Sorgen nicht mehr allein. Die Haltung «ihr als Familiensystem könnt eure Zukunft selber gestalten» ermöglicht neue, unerwartete Lösungen. In der Praxis zeigt sich, dass mit einem Familienrat der Grundstein für eine verbesserte Kommunikation und eine bessere Zusammenarbeit zwischen Fachleuten und Betroffenen gelegt werden kann.
Die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit engagiert sich für die bessere Bekanntmachung des Verfahrens Familienrat und dessen Verankerung in der Praxis, denn der Erfolg bei der Anwendung ist vielversprechend. Dies zeigt sich in einigen europäischen Ländern, in denen das Verfahren bereits etablierter ist. In der Schweiz gibt es erste Evaluationen von Pilotprojekten in Luzern und Zürich, die zeigen, dass gutes Informationsmaterial, Fallbeispiele, Leitfäden für das Vorgehen und Nachweise zur Wirksamkeit des Verfahrens noch fehlen.
Gemeinsam mit der Partnerhochschule in Österreich FH St. Pölten werden im Rahmen dieses Projekts Fallvignetten entwickelt und der internationale Austausch gefördert. Es wird gemeinsam die Wirksamkeit des Verfahrens erforscht. Der Familienrat soll zukünftig als selbstverständliche Option in diversen Arbeitsbereichen zur Anwendung kommen.