In der Übersicht
Mit Blick auf die nähere Zukunft stellt sich die grundsätzliche Frage, wie weit die Digitalisierung des Musikunterrichts fortschreiten soll und wie sich Musikschulen hierzu positionieren. Ein Konsens lautet auf der einen Seite, dass der Präsenzunterricht mit regelmässigen Unterrichtszeiten und mit einer ungeteilten Aufmerksamkeit der Lehrperson für einzelne Lernende ein bleibendes Format darstellt, dass dies als die Kernaufgabe der Musikschulen verstanden wird und ein Alleinstellungsmerkmal für sie darstellt. Dafür gibt es einerseits einen didaktischen Grund, denn der Aufbau der Kompetenzen im Instrumentalunterricht erfordert insbesondere bei Kindern viel Kontinuität. Andererseits erlauben die konstanten Rahmenbedingungen, die an Musikschulen durch stabile Pensen und Raumnutzung gegeben sind, nur bedingt flexible Formen. Denkbar ist ein digitaler Austausch, der als Ergänzung zum Präsenzunterricht dient. Auf der anderen Seite werden sich mittelfristig derartige Wünsche teilweise technologischen oder gesellschaftlichen Zwängen anpassen müssen. Die entsprechende ‘Konkurrenz’ (via Musik-Lern-Apps, Videos, usw.) zur Präsenz-Lehrperson sollte genommen werden und wo sinnvoll und möglich in den eigenen Unterricht integriert werden, bzw. dieser entsprechend angepasst werden.
Zum einen erfordert die Top-down-Einführung von neuer Software einen manchmal zeitaufwändigen Lernbedarf. In der Zeit seit Beginn der Corona-Massnahmen ist die Nachfrage nach Beratungsangeboten zu digitalen Themen an den Musikschulen explodiert, was die Frage nach der Organisation solcher Beratungsangebote beziehungsweise deren Einrichtung aufwirft. Der Herausforderung im Umgang mit Software-Infrastruktur und im Alltag auftretenden Problemen kann eigentlich nur mit einem IT-Support begegnet werden, wie sie in der Privatwirtschaft üblich sind. Ein solcher Support muss niederschwellig erreichbar sein, denn es gibt auch Hemmungen, sich wegen scheinbaren Bagatellen Hilfe zu holen. An der Musikschule Sarnen beispielsweise wurde ein Pensum von drei Lektionen pro Woche geschaffen, mit dem rund 40 Musiklehrpersonen beraten werden. Übernommen hat dieser Support eine technikaffine Lehrperson, die an der Musikschule präsent ist und gegebenenfalls mit IT-Firmen, deren Software und Dienstleistungen genutzt werden, in Kontakt tritt. Für einen nachhaltigen Bestand eines Beratungsangebots kann dieses nicht ehrenamtlich erfolgen, vielmehr muss, wie an der Musikschule Sarnen, ein Pensum geschaffen werden.