In der Übersicht
Der Umgang mit Lärm ist eine der grössten Herausforderungen, vor denen Städte stehen. Die Raumplanung und die Umweltschutzgesetzgebung basieren gemeinhin auf der Idee der Lärmvermeidung und des Lärmschutzes, wobei Lärm meist als Abfallprodukt behandelt wird. Der Schallpegel ist dabei oft das einzige Beurteilungskriterium. Gleichzeitig besteht in vielen Disziplinen Einigkeit darüber, dass diese quantitative Lärmminderung nicht ausreicht, um die akustische Ökologie zu berücksichtigen. Um in Zukunft einen geeigneten Umgang mit dem Stadtklang zu finden, wird es notwendig sein, die Instrumente der Umweltakustik neu anzupassen und zu erweitern. Als eine geeignete Alternative im Denken über Lärm könnte der Soundscape-Ansatz neue holistische Perspektiven eröffnen, indem er die akustische Umwelt als Ressource betrachtet und sich auf Geräusche konzentriert, die Menschen bevorzugen. Allerdings fehlt es derzeit an praktischen Ansätzen, um die Idee der Soundscapes in die Raumplanung und Umweltakustik einzubeziehen.
In diesem Vorprojekt sollen diesbezüglich die Potenziale der Kombination von Augmented Reality (AR) mit maschinellem Lernen und die damit zusammenhängenden Anforderungen an die Entwicklung und den Einsatz eines solchen Tools abgeklärt werden: durch die Gegenüberstellung von 2D-Bilder und Audio-Signalen kann mittels generativer Ansätze auf Basis von Algorithmen des maschinellen Lernens eine Übersetzung von einer grafischen in eine auditive Repräsentation erlernt werden – dadurch können tonlose 2D-Bilder vertont werden. AR erlaubt die Verknüpfung der physischen Realität mit digitalen (akustischen) Inhalten. Die generierten AR-Soundscapes können daher vor Ort mittels AR raumbezogen eingebettet und auditive erfahrbar gemacht werden.
Das Projektvorhaben verspricht sich folgende Chancen für stadtplanerische Prozesse: (1) die Simulation von Klanglandschaften, welche die tatsächlichen akustischen Qualitäten des städtischen Raums nur mit Hilfe eines Bildes als Input wiedergeben können, wäre immens zeitsparend und nützlich (2) das Erfahren dieser generierten AR-Soundscapes direkt vor Ort mittels Augmented Reality ermöglicht eine neue Perspektive und Diskussionsbasis in der Raumplanung.
Dies soll mit der gebündelten Expertise aus den Bereichen Design, Musik und der Informatik in enger Zusammenarbeit mit LuzernNord, der Gemeinde Emmen, dem CityScienceLab in Hamburg und der SINUS AG untersucht werden. Die Erkenntnisse aus dem Vorprojekt bilden die Grundlage für einen Antrag eines drittmittelgeförderten Hauptprojektes.