In der Übersicht
In den letzten Jahren verlangen viele Staaten von Sozialhilfebezüger*innen, dass sie als Gegenleistung für Sozialhilfe, Arbeitsbemühungen vorweisen. In den USA wurde diese sogenannte «workfare»-Politik früh und konsequent umgesetzt: Sozialhilfe-Bezüger*nnen müssen arbeiten und werden sanktioniert, falls sie das nicht tun.
Die Studie zeigt, dass im, verhältnisweise grosszügigen, Kalifornischen Sozialhilfe- und Arbeitsintegrationsprogramm für bedürftige Familien (welfare-to-work Programm, namens CalWORKs) soziale Ungleichheiten auf verschiedenen Umsetzungsebenenebenen (Staat Kalifornien, regionale County-Ebene, Organisationsebene der Sozialdienste, Ebene der Beratungspersonen) (re-)produziert aber auch reduziert werden.
Auf der Ebene des Kalifornischen Sozialhilfeprogramms zeigen wir, basierend auf einer mixed-method-Studie (statistische Analysen, sowie Diskurs- und Inhaltsanalyse von Dokumenten und Interviews), nicht überraschende Ungleichheiten in Bezug auf Ethnizität (race): Eine Unterrepräsentation von schwarzen Klient*innen und eine Überrepräsentation von weissen Klient*innen in Bezug auf Ausnahmen von Arbeitsverpflichtungen, sowie eine Überrepräsentation von Klient*innen mit hispanischen Wurzeln bei Sanktionen. Diese Ungleichheiten sind beeinflusst von einem dominanten race-blinden Diskurs der Gleichbehandlung aller Klient*innen im Kalifornischen welfre-to-work Programm.
Auf der Umsetzungsebene des Sozialhilfeprogramms in zwei regional unterschiedlichen Sozialdiensten (einer in der urbanen Bay-Area und einer im ruralen Central-Valley) finden wir kontrastierende Muster in Bezug auf Arbeitsintegrations-Ausnahmen und Sanktionen nach race, welche ihrerseits durch die kontrastierenden Diskurse und Praktiken zu Gleichbehandlung vs. Gleichstellung beeinflusst sein könnten. Wir empfehlen daher für dezentrale Sozialhilfeprogramme ein Gleichstellungskonzept und –Management auf der höchsten Implementierungsebene (Lanfranconi et al. 2020).
Auf der Ebene der Sozialarbeitenden zeichnen wir, basierend auf einer Analyse von Beobachtungen und Interviews, eine grosse Variation der Gleichstellungs-Praktiken und Vorstellungen nach, sowohl innerhalb aber auch zwischen den untersuchten Sozialdiensten. Wir empfehlen Minimalstandards betreffen Ausbildung und Gleichstellungstraining.
Schliesslich zeigen wir, basierend auf Klient*innen-Interviews, wie die Erfahrungen der Sozialhilfeklient*innen in hohem Mass vom ökonomischen Kontext der Region, in welchem sich der Sozialdienst befindet, beeinflusst ist.
Kalifornien hat das wohl inklusivste Sozialhilfeprogramm gegenüber Immigrant*innen, exkludiert aber gleichzeitig durch verschiedene Mechanismen Immigrant*innen, die daher in besonderer Weise vulnerabel sind. Wir empfehlen daher, den Nexus zwischen Sozialhilfebezug und Aufenthaltsstatus zu verringern.