In der Übersicht
Sozialpädagogische Familienbegleitung stellt eine aufsuchende Form der Hilfen zur Erziehung dar, die Familien in herausfordernden Lebenslagen über eine begrenzte Zeit hinweg unterstützt. Gemessen an ihrem Potential, eine weitere Verschlimmerung einer bereits belasteten familiären Situation zu verhindern, handelt es sich um die wichtigste ambulante Grundleistung der Kinder- und Jugendhilfe in der Schweiz.
Auf dem Hintergrund des empirisch solide untermauerten Konzeptes der Verlustaversion darf vermutet werden, dass ein Zusammenhang zwischen den finanziellen Folgen für die Familien und der Inanspruchnahme von Sozialpädagogischer Familienbegleitung bestehen könnte. Gemäss dem Konzept der Verlustaversion werden in Entscheidungsprozessen nämlich die Kostenfolgen einer Entscheidung doppelt so hoch wie allfällige Gewinne gewichtet. Dies würde bedeuten, dass die drohenden finanziellen Verluste dazu führen, dass sich Eltern mit einer grösseren Wahrscheinlichkeit gegen statt für die Inanspruchnahme einer kostenpflichtigen Sozialpädagogischen Familienbegleitung entscheiden. Zumal für Eltern allfällige Zugewinne an Entwicklungschancen für ihre Kinder vergleichsweise abstrakt bleiben, während sich der finanzielle Verlust in effektiv zu erwartenden Kosten konkret beziffern lässt. Dies hat in erster Linie für die betroffenen Kinder, aber auch für die Gesellschaft nachteilige Folgen.
Da davon auszugehen ist, dass insbesondere finanzschwache Familien aufgrund der höheren Gewichtung von (aufgeschobenen) finanziellen Verlusten in Form von Schulden gegenüber der Gemeinde auf die Inanspruchnahme von Sozialpädagogischer Familienbegleitung verzichten und bei einer fehlenden Anordnung auch der Handlungsspielraum für diese Familien grösser ist, fokussiert das Forschungsprojekt auf sozialhilfeberechtigte Familien und nicht-angeordnete Sozialpädagogische Familienbegleitung.