In der Übersicht
Der Familienrat (Family Group Conference) ist ein in Neuseeland entwickeltes Interventionsverfahren, das Familien ermöglicht, zusammen mit einem erweiterten Familiennetzwerk selbst Lösungen für ihre Schwierigkeiten zu entwickeln. Das Ziel dabei ist, dass Eltern, Kinder, Verwandte, Freunde und Bekannte aktiv Lösungen gestalten und dafür auch Verantwortung übernehmen. Es gibt eine grosse Bandbreite von Themen und Problemstellungen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, die sich grundsätzlich für einen Familienrat eignet, so beispielsweise Besuchs- und Sorgerechtsfragen, Belastungen aufgrund psychischer Erkrankungen, Aus- oder Eintrittsplanung aus und in Institutionen, Delinquenz, Problemstellungen in der Schule usw.
Mit Hilfe einer ausgebildeten Koordinationsperson organisiert die Familie ihren Rat und berät sich in der sogenannten «Family-only-Phase» mit ihrem Netzwerk. Im Rahmen eines standardisierten Verfahrens werden Lösungen entwickelt, die von allen Beteiligten mitgetragen und in einem gemeinsamen Hilfeplan festgehalten werden. Dies kann zu nachhaltigen Veränderungen führen. In einem Folgerat mit denselben Beteiligten wird die Entwicklung überprüft und verankert. Das Verfahren zielt auf Ressourcenförderung ab, soll subsidiäre Hilfen ermöglichen und damit behördliche Massnahmen verringern (Andrea Hauri & Daniel Rosch, 2018). Mit dem Verfahren wird der Familie die Möglichkeit gegeben, eigene, systemkompatible und passgenaue Lösungen für die familiäre Krisensituation zu entwickeln, bevor eine behördliche Massnahme erfolgt.