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Stellen Sie sich ein Kleidungsstück vor, welches in einem einzigen digital gesteuerten Produktionsschritt dreidimensional aus Textilfasern wächst, somit mehrere Produktionsschritte zusammenfasst und unerreichte Formfreiheit bieten kann. Der Prozess eignet sich besonders für kurzstapelige Fasern, damit recyclierte Textilfasern aus Altkleidern und Industriebfällen verwendet werden könnten. So würde beispielsweise eine komplette Oberbekleidung oder eine geformte Schulterpartie als dreidimensionales Formteil aus diesem weichem Textilmaterial bestehen.
Die Textilherstellung ist heute durch die Herstellung von Flachware und deren anschliessende Konfektion zu Produkten charakterisiert. Dabei handelt es sich um eine Verkettung von Produktionsprozessen, wobei gerade die Konfektion, das am arbeitsintensivste und gleichzeitig am wenigsten automatisierte Gebiet der Herstellung ist. Der Wunsch nach individuell geformten Stücken, sei es aufgrund eines massgeschneiderten Produktes oder einer individuellen Raumlösung, stellt die textile Kette vor Herausforderungen. Im Bereich des Strickens und der Wirkerei gibt es bereits begrenzt dreidimensionale Herstellungsstechniken, die eine Konfektion ausschliessen oder minimieren. So kann man beispielsweise eine gestrickte textile Fläche durch Hinzufügen und Reduzieren von Maschen formen. Im Bereich der Vliesstoffe existieren keine Verfahren zur direkten Herstellung dreidimensionaler Teile, nur solche zur begrenzten nachträglichen Verformung oder handwerkliche Praktiken. Ziel des Projektes ist deshalb die Entwicklung eines digital gesteuerten Herstellungsverfahrens zur rationellen Produktion von unterschiedlichen geformten Textilprodukten aus Fasermaterial. Je nach Material und Gestaltung erweitern diese die angestammten Anwendungsgebiete um effizient hergestellte Einzelstücke, individuell gestaltete Formen oder ortspezifische Innenarchitekturlösungen mit akustischen Eigenschaften.