In der Übersicht
Ausgangspunkt der Studie war die Beobachtung, dass sich im Kontext von selbstorganisierten Bewegungen im Bereich der Stadtentwicklung ein enormes Engagement zahlreicher Menschen zeigt, was im Gegensatz zum Rückgang zivilgesellschaftlichen Engagements in der Schweiz steht. Am Beispiel des umstrittenen Areals Industriestrasse in Luzern sollte die Frage untersucht werden, ob und wie selbstorganisierte zivilgesellschaftliche Akteure Stadtentwicklungsprozesse erfolgreich beeinflussen und prägen. Als Untersuchungsansatz wurde ein exploratives Vorgehen gewählt, die sich sich an der Methode der Einzelfallstudie und einem entsprechenden Methodenmix orientierte.
Als Resultat wurden unterschiedliche Interessen, Motivationen und Visionen für die Zukunft der Industriestrasse und generell der Stadtentwicklung festgestellt. Solche unterschiedliche Interessen an den Stadtraum und entsprechende Aushandlungsprozesse sind im Sinne von Lefebvre dem Städtischen inhärent. Urbane Räume sind umkämpft und Konflikte daher auch immer Teil davon. Im Einzelnen zeigten sich eine Reihe von markanten Themen und Faktoren, welche diese Auseinandersetzung in der Industriestrasse prägten. Fazit: Eine nachhaltige Stadtentwicklung und -planung braucht derartige Widerständigkeit, sie kann ihr aufzeigen, welchen Themen und Anliegen sie zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat und welche Strukturen und Vorgehensweisen zu hinterfragen sind. Widerstand ist damit als wertvoller Input zu verstehen. Derartige Aushandlungsprozesse schöpfen dann ihr konstruktives Potenzial, wenn es den Opponenten gelingt, die anderen Parteien wertzuschätzen und sie als legitime Partner zu anerkennen. Ein Handeln in diesem Sinne seitens der zuständigen Behörden kann im besten Sinne als Governance bezeichnet werden.