In der Übersicht
Der Fokus der ethnographisch angelegten Studie lag auf der Erfassung der Lebens- und Arbeitssituation von sogenannten „vernachlässigenden“ Familien. Ziel war es, die Facetten der strukturellen Gewalt, welchen Kindern ausgesetzt sind, näher zu erforschen. Im Vordergrund standen dabei die alltäglichen Strukturen von Kindesvernachlässigung, d. h. die individuellen, familiären und gesellschaftilchen Problemlagen und die damit verbundenen Herausforderungen für Fachkräfte. Dazu wurden neben dem Verfassen von Erinnerungsprotokollen Leitfadeninterviews mit neun Familien durchgeführt, welche vollständig transkribiert und auszugsweise mittels der tiefenhermeneutischen Kulturanalyse ausgewertet wurden (vgl. König 2003; Lorenzer 1995; Prokop/Görlich 2006). Die Auswahl des Samples bezog sich auf Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter, zwischen 4 und 10 Jahren.
Ein weiteres Interesse galt der Einschätzung der ExpertInnen, um den aktuellen Handlungsbedarf in der Sozialen Arbeit zu ermitteln. Die Personen wurden dabei als ExpertInnen mit ihrem Wissen im Problemfeld angesprochen mit dem Ziel aufgrund ihrer Vertrautheit mit dem sozialen Feld ihr Erfahrungswissen und ihren Wissensvorsprung zu nutzen (vgl. Flick et al. 2003, Meuser/Nagel 1991). Die sieben ExpertInneninterviews wurden stellenweise sinngemäss transkribiert und auszugsweise einer textimmanenten und inhaltsanalytischen Analyse unterzogen (vgl. Flick 1996; Mayring 2003). Im Zentrum stand dabei die subjektive Sicht der ExpertInnen, d. h. ihre Erklärungen, Definitionsweisen und Interventionsansätze hinsichtlich des Phänomens der Kindesvernachlässigung.