In der Übersicht
Sowohl in der Tagespresse als auch im Internet werden täglich Besprechungen von Musikaufnahmen und -aufführungen publiziert. Eine zentrale Funktion solcher Besprechungen besteht darin, der Konsumentin und dem Konsumenten eine Art Orientierungshilfe zu bieten. In einem bereits von den Autoren realisierten Projekt konnte gezeigt werden, dass in einem boomenden Markt die Musikkritik verstärkt als Beurteilungsinstanz und Filter agiert, indem sie sich auf eine beschränkte Auswahl an Interpreten und Produkten ausrichtet. Damit ist noch nicht geklärt, ob diese Entwicklung tatsächlich beabsichtigt ist und welche Wirkung die Musikkritik einerseits auf das Konsum- und Kaufverhalten und andererseits auf die Herausbildung eines Kanons musikalischer Aufführungen entfaltet.
Das vorliegende Projekt leistet einen Beitrag zur Klärung dieser Fragen. Es untersucht die Funktion der Kritik im Klassik-Musikmarkt aus der Perspektive von Kritikerinnen bzw. Kritikern und Konsumentinnen bzw. Konsumenten und bestimmt die Merkmale der Musikkritik, welche das Konsum- und Kaufverhalten am meisten beeinflussen. Bei der Untersuchung werden Interviews und Experimente sowie Fragebogen und qualitative Textanalyse eingesetzt.
Das Projekt wird ein vertieftes Verständnis der von der Musikkritik bewirkten und psychologisch motivierten Verhaltensweisen von Konsumentinnen und Konsumenten liefern. Dieses Verständnis bildet die Basis für einen gezielteren und effektiveren Umgang mit Musikkritik, insbesondere mit Blick auf die durch einen heute kaum mehr überschaubaren Musikmarkt bewirkte Orientierungslosigkeit.