In der Übersicht
Die energetische Sanierungsrate in der Schweiz liegt deutlich unter den erhofften Werten. Klammert man Ersatzneubauten aus, beträgt sie gar weniger als 1%. Es ist bekannt, dass Eigentümer energetische Massnahmen eher zögerlich in Angriff nehmen. Oft werden lediglich Pinselsanierungen ausgeführt, obwohl die finanziellen Mittel für sinnvolle energetische Verbesserungen vorhanden wären. Der Hauptgrund dafür ist, dass das Fachwissen die Eigentümer kaum erreicht.
Heute besteht viel Wissen um Dämmung und Gebäudetechnik, aber auch über Erneuerungszyklen bei Gebäuden. Dieses spielt bei den Entscheidungen der Eigentümer jedoch meist eine untergeordnete Rolle. Sie werden oft ohne Variantenvergleich und ohne langfristigen Horizont getroffen, was zur Folge hat, dass Massnahmen mit höheren Anfangsinvestitionen, aber tieferen Lebenszykluskosten nur selten umgesetzt werden, obwohl sie in einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung eigentlich attraktiver wären.
Im Rahmen einer Studie für das Bundesamt für Energie untersucht das Zentrum für Integrale Gebäudetechnik der HSLU, in Zusammenarbeit mit Amstein + Walthert AG Zürich, folgende Fragenstellungen zur (energetischen) Bauerneuerung in der Schweiz:
• welche Energie- und Bauberatungsmodelle werden in der Schweiz resp. in Europa angewendet?
• welche (Miss)Erfolgsfaktoren kommen dabei zum Tragen?
• wie müssten Modelle aussehen, die private, nicht professionelle Bauherren ansprechen können?
Untersucht wird die Idee des one-stop-shop: Ein Eigentümer kann sich mit allen seinen Bau- und Energiefragen an eine zentrale Stelle wenden. In der regionalen Anlaufstelle werden alle wesentlichen Fragen im Zusammenhang mit der Modernisierung von Gebäuden bearbeitet. Relevante Themenbereiche sind Erneuerungsstrategien, Energie, Komfort, Bauphysik, Dämmung, Gebäudetechnik, Baugesetz, Ausnützungspotenziale, Wirtschaftlichkeit, Kostenplanung, Förderung, Projektmanagement etc.
In einer ersten Projektphase der Vorstudie werden bestehende Modelle mit einem annähernd analogen Ansatz im Inland – aber auch in Europa – im Sinne einer Desk Research evaluiert. Ergänzt werden diese Recherchen durch Interviews mit Protagonisten aus dem Baubereich, die nahe an den Entscheidungsmechanismen der privaten Eigentümer operieren. Damit soll untersucht werden, warum die entsprechenden Angebote (nicht) funktionieren, respektive gut oder nicht genutzt werden.
In einem folgenden Schritt sollen Lösungsansätze zu Beratungsmodellen zur Unterstützung privater Bauherren bei Erneuerungsvorhaben entwickelt werden; Der Fokus liegt auf der energetischen Erneuerung, soll aber vor allem auf Modelle zielen, die das gesamte Spektrum einer gesamtheitlichen und integralen Gebäudeerneuerung abdecken. Hierbei sind bestehende Beratungs-, Planungs- und Umsetzungsstrukturen gebührend zu berücksichtigen. Der one-stop-shop könnte allenfalls eng mit heute bereits involvierten Planern, Experten und Handwerkern zusammen arbeiten und diesen viel Spielraum gewähren.