In der Übersicht
Seit der Inbetriebnahme des Lötschberg-Basistunnels verkehren die meisten IC-Züge ohne Halt zwischen Spiez und Visp. Dem Kandertal, insbesondere dem Regionalzentrum Frutigen, fehlt dadurch die wichtigste Anbindung an den Fernverkehr. Es stellt sich daher die Frage, ob das Nachfragepotenzial im Kandertal ausreichend gross ist, dass neben der stündlichen Anbindung mit dem Lötschberger eine Anbindung an den Fernverkehr mit einem IC-Halt in Frutigen gerechtfertigt werden kann. Insbesondere war zu prüfen, wie sich die Auslastung von IC und Lötschberger verhalten, wenn eine solche Verdichtung des Angebotes vorgenommen wird.
Die Wiedereinführung eines IC-Halts in Frutigen würde eine signifikante Verbesserung des ÖV-Anschlusses für die Region Frutigen/Adelboden bedeuten, ohne dass kurzfristig die Anbindung weiterer Orte im Kandertal wie Reichenbach oder Kandersteg beeinträchtigt wären. In Verbindung mit dem Stundentakt des RE-Lötschberger könnte die Nachfrage um ca. 15 % erhöht werden. Neben der Erhöhung der Nachfrage hätte die Einführung eines ICHalts aber auch weitere Folgen für das ÖV-Angebot im Kandertal:
- Steigender Abgeltungsbedarf für den Lötschberger, da eine Mehrzahl der Fahrgäste aus der Region Frutigen/Adelboden auf den IC umsteigt und somit die Auslastung dieses Angebotes sinkt.
- Mittelfristig besteht die Gefahr, dass der Lötschberger nicht mehr die Zielanforderungen des Kantons für eine Einstufung auf Angebotsstufe 2 erfüllt. Dies wäre in Kombination mit dem IC-Halt für die Region Frutigen/Adelboden unproblematisch. Allerdings würde eine Abstufung das öV-Angebot für Kandersteg und Reichenbach erheblich verschlechtern.
Ohne die Einführung des IC-Halts und mit den ab Dezember 2011 eingeführten Verbesserungen beim Lötschberger kann das gesamte Kandertal von einem verbesserten ÖV-Angebot profitieren. Das angebotsinduzierte Nachfragewachstum in der Region Frutigen/Adelboden fällt ohne IC-Halt geringer aus und beträgt in diesem Fall etwa 5% bis 7 %.