In der Übersicht
Dem öffentlichen Personenverkehr wird regelmäßig eine mangelnde Kundenorientierung bescheinigt, auch weil in den monopolistischen und stark von öffentlichen Geldern abhängigen Märkten häufig die öffentliche Hand und nicht der Fahrgast Hauptkunde der Anbieter ist. Da Passagierinteressen relativ wenig direkten Einfluss auf die Ausgestaltung der Angebote des öffentlichen Verkehrs haben, stellte sich die Frage, inwieweit eine stärkere Institutionalisierung der Kundeninteressen diesen Mangel beheben könnte. Beispiele für solche professionell agierende Organisationen (z.B. Grossbritannien oder seit Kurzem auch Dänemark) ermutigen derartige Überlegungen. Vor diesem Hintergrund wollte eine Konsumentenorganisation aus dem europäischen Ausland in einem Gutachten herausarbeiten lassen, ob und welcher volkswirtschaftliche Nutzen sich durch eine verstärkte (und gebündelte) Kundenvertretung im öffentlichen Verkehr ergibt und welche Empfehlungen hieraus abgeleitet werden können.
Das Gutachten kommt zum Schluss, dass die sogenannten Passenger Watchdogs in Grossbritannien für die Fahrgäste und das ÖV-System bei vergleichsweise bescheidenen Kosten einen hohen Nutzen generieren, insbesondere dank der Schaffung von Transparenz und Benchmarks sowie durch die direkte Einbindung in wettbewerbliche Vergabeverfahren im Schienenverkehr. Eine hohe Glaubwürdigkeit erreichen die Passagiervertretungen, indem sie ihre Tätigkeit strikt auf durch wissenschaftliche Methoden geschaffene empirischer Evidenz basieren. Die Organisationen agieren unabhängig, was durch die öffentliche Finanzierung untermauert wird.