In der Übersicht
Als wesentliche Ursache für den stetigen Kostenanstieg in der ambulanten medizinischen Versorgung werden die zunehmende Anzahl ärztlicher Leistungserbringer und ein dadurch verursachter Angebotsüberhang gesehen. Die Kompetenz – und die Verantwortung – für die Steuerung der Über- bzw. Unterversorgung durch eine Zulassungssteuerung ist den Kantonen zugewiesen. Allerdings fehlen wissenschaftlich fundierte Kriterien für eine angemessene Versorgung, und damit für eine allfällige Anwendung eines Zulassungsstopps.
Das übergeordnete Ziel des Projekts „Kriterien ambulante Versorgung“ ist die Analyse der Inanspruchnahme ambulanter medizinischer Leistungen und der Wirkung allfälliger steuernder Eingriffe auf der Angebotsseite. Mit dem hier vorliegenden Projekt soll eine Grundlage geschaffen werden für die Entwicklung von Kriterien für eine angemessene ambulante medizinische Versorgung und für die Beurteilung der Wirksamkeit einer Zulassungssteuerung. Es baut auf Vorarbeiten im Rahmen des Projekts „System Dynamics Vorprojekt ÖGM“ auf und führt diese anhand einer konkreten, stark fokussierten Fragestellung weiter.
Für eine ausgewählte Diagnose (koronare Herzkrankheiten) soll anhand von Versichertendaten analysiert werden, wie sich die Fallzahlen („Burden of Disease“) und die Leistungsmenge für die Diagnose und Behandlung dieser Krankheiten im ambulanten Bereich im Zeitraum von 2000-2014 entwickelt haben. Dabei soll der Behandlungspfad berücksichtigt werden (Grundversorgung oder Spezialisten), und es soll zwischen ländlichen und städtischen Regionen unterschieden werden. Parallel dazu werden die entsprechenden Entwicklungen auf der Angebotsseite untersucht. Die Daten werden sich voraussichtlich auf den Kanton Bern beziehen.
Als Vorbereitung auf ein geplantes systemdynamisches Modell zur Analyse von steuernden Instrumenten in der ambulanten medizinischen Versorgung wird ein Prototyp erstellt, welcher nur Faktoren aus der Demographie und der Epidemiologie enthält. Mit diesem Prototyp sollen zwei Fragen beantwortet werden:
a) Kann die Entwicklung der Inanspruchnahme der medizinischen Leistungen allein aufgrund der Epidemiologie (Burden of Disease) und der Demographie erklärt werden, oder sind dafür weitere Einflussfaktoren zu berücksichtigen?
b) Welche Inanspruchnahme medizinischer Leistungen ist aufgrund ausgewählter medizinischer Referenzen (Guidelines, ausländische Beispiele) zu erwarten? Dabei wird unterstellt, dass eine solche Referenzentwicklung einer „angemessenen“ medizinischen Versorgung entspricht.
Es ist wie erwähnt vorgesehen, aufbauend auf diesem Prototyp ein erweitertes systemdynamisches Modell zu entwickeln, das auch weitere Einflussfaktoren voraussichtlich auf der Angebotsseite berücksichtigt.
Projektpartner sind der Kanton Bern (Kantonsarzt) sowie das Institut für Hausarztmedizin Zürich.