In der Übersicht
Aufgrund eines defizitären Menschenbildes machen Menschen mit Beeinträchtigungen bis heute oftmals die Erfahrung diskriminiert und ausgegrenzt zu werden. Aus diesem Grund sind die Sichtbarmachung und Anerkennung der Beiträge von Menschen mit Beeinträchtigungen für das gesellschaftliche Zusammenleben von zentraler Relevanz.
Der Fokus dieses Forschungsprojektes ist es erstens, nach dem wesentlichen Beitrag von erwachsenen Menschen mit Beeinträchtigung für ihr soziales Umfeld zu fragen und diesen qualitativ sichtbar zu machen. Auch die Wirkung im Sinne der Wirksamkeitserfahrung des Umfelds steht im Mittelpunkt des Forschungsinteresses. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Beiträge und Wirkung von Menschen mit Beeinträchtigung bedeutsam sind und neue Perspektiven sowie Impulse bei der Bewältigung von gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen des Zusammenlebens eröffnen können. Die aufgeworfenen Fragen werden aus der Perspektive und Selbstwahrnehmung von Menschen mit Beeinträchtigungen sowie aus Aussagen des professionellen Begleitumfeldes von anthroposophischen Institutionen geklärt.
Zudem stellt sich zweitens die Frage, in welchem Zusammenhang dieser Prozess mit dem beruflichen Selbstverständnis und Menschenbild der anthroposophisch begründeten Heil- und Sozialpädagogik (auch Sozialtherapie genannt) steht. Dies wird deshalb genauer untersucht, weil anthroposophisch orientierte Ansätze auf einem Selbstverständnis gründen, welches die gleichberechtigte Begegnung auf Augenhöhe, der dialogischen Beziehungsgestaltung, dem gegenseitigen Entwicklungsimpuls sowie die Vermittlungsrolle bei der Sichtbarmachung der Beiträge von Menschen mit Beeinträchtigungen als Teil ihres professionellen Handelns ins Zentrum stellt.
Für die Beantwortung der Forschungsfragen werden qualitative Interviews in der Schweiz geführt. Einerseits werden teilstrukturierte und leitfadengestützte Interviews mit den Mitgliedern des Selbstvertreter:innen-Beirats für Menschen mit Beeinträchtigungen von Anthrosocial (Verband für anthroposophische Heilpädagogik, Sozialpädagogik und Sozialpsychiatrie Schweiz) gemacht. Andererseits sind die Gesichtspunkte des begleitenden Umfeldes von zentralem Interesse, weshalb Mitarbeitende von anthroposophisch orientierten Institutionen interviewt werden.
Ziel der Forschung ist es, den Beitrag von erwachsenen Menschen mit Beeinträchtigungen für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft ein Stück weit aufzuzeigen sowie diese Vielfalt als Bereicherung und als möglichen Impuls für gesellschaftlichen Wandel darzustellen. Außerdem stellt die Studie eine Bestandsaufnahme des beruflichen Selbstverständnisses des professionellen Begleitumfeldes in anthroposophischen Zusammenhängen dar.
Die wissenschaftliche Projektleiterin ist Stefanie Schälin s.schaelin@inclusivesocial.org . Der begleitende Fachbeirat wird von Ricarda Heß geleitet und besteht aus Judith Adler, Stefania Calabrese, Elisa Fiala, Pia Georgi-Tscherry sowie Natalie Zambrino.