Neben jeder offiziellen Filmgeschichte gibt es weitere Filmgeschichte(n), die nie geschrieben wurden und dem Vergessen anheim gefallen sind. Eine solche "mindere" Geschichte sind die Schweizer Filmexperimente. Im Rahmen des Forschungsprojekts "Schweizer Filmexperimente" sind ab 2010 Materialien zu dieser Geschichte gesammelt und kontextualisiert worden. Dadurch wird erstmal der Blick auf eine äusserst fruchtbare Periode des Schweizer Filmschaffens gerichtet, die am Beginn des "Neuen Schweizer Films" stand und dessen Entwicklung mit beeinflusst hat. Eine verschüttete Schweizer Filmgeschichte, die einige der wichtigsten Schweizer Filmschaffenden der zweiten Hälfte des 20. Jh. hervorgebracht hat. Das Forschungsprojekt "Schweizer Filmexperimente" wurde in den Jahren 2010-2013 vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert.
Im Mai 2020 erschien die Publikation (jrp | editions 2020), eine Sammlung von 21 Beiträgen zum experimentellen Filmschaffen in der Schweiz, den Schnittstellen zur Kunstszene und der Rolle von Filmfestivals, Film-, und Kunstschulen für die Entwicklung dieser marginalen Szene im Schweizer Film. Das Projekt entstand aus einer kuratorischen Initiative und startete 2006 mit Filmprogrammen in den Städten Zürich, Basel und Genf. Ein Vorläuferprojekt galt der Restaurierung von experimentellen Filmen unter dem Titel "Der künstlerische Film in der Schweiz" (Projektleitung Fred Truniger, Finanzierung durch Memoriav, private Stiftungen, sowie der öffentlichen Hand). Von 2010-2013 forschten Mitarbeitende der Zürcher Hochschule der Künste, der Universität Lausanne und der Hochschule Luzern gemeinsam zum Thema. Auf der Webseite wurden die Materialien veröffentlicht, die im Rahmen des Forschungsprojektes gesichtet, gescannt und aufbereitet worden sind. Diese Materialien sind unbearbeitet und unredigiert, die Quellen der Originaldokumente sind soweit bekannt nachgewiesen, viele Angaben jedoch bedürfen weiterer Sicherung.
Das Projekt "Schweizer Filmexperimente" ist für eine Reihe von Ausstellungen verantwortlich, die unter dem Titel “Film Implosion” in Fribourg (2015/2016), Zürich (2017) und Kairo (2017) stattfanden. Dazu sind drei Kataloge erschienen (Fribourg/Zürich; Kairo). Die Projektpublikation Minor Cinema ist 2020 in englischer Sprache erschienen und im Buchhandel erhältlich. Die originalsprachlichen Texte in Deutsch und Französisch aus dieser Buchpublikation können auf der Webseite kostenlos als pdf-Datei heruntergeladen werden. Einige der Filme, die das Forschungsprojekt aufgefunden hat, konnten mit freundlicher Genehmigung der Filmemacher/innen im Medienarchiv der Künste der Zürcher Hochschule der Künste zur Sichtung als gering aufgelöste digitale Kopie veröffentlicht werden. Diese Filme sind unter dem Stichwort "Filmexperimente" zu finden und können online visioniert werden.