Nachhaltige Anlagen gelten als erfolgreiche Innovation und erreichen eine immer breitere Investorenbasis: Die Anzahl an nachhaltigen Publikumsfonds steigt im Vergleich zum Vorjahr von 336 auf 423 Fonds (+26 Prozent). Die darin verwalteten Vermögen wachsen von 109 auf 157 Milliarden Franken (+44 Prozent, siehe Abbildung).
Das zeigt die IFZ Sustainable Investments Studie 2018 des Instituts für Finanzdienstleitungen Zug der Hochschule Luzern, die nachhaltige Investmentfonds mit öffentlicher Vertriebszulassung in der Schweiz analysiert.
Investoren bevorzugen vermehrt Fonds, die neben finanziellen Kriterien auch ökologische, soziale oder governance-spezifische Faktoren berücksichtigen. Von den 8'788 Publikumsfonds mit Schweizer Vertriebszulassung werden 423 Fonds gemäss der Studie als nachhaltig bezeichnet. Bestehende nachhaltige Fonds haben über die Beobachtungsdauer 21 Milliarden Franken Neugeld angezogen. Das entspricht einem Nettomittelzufluss von rund 20 Prozent. Relativ zum Fondsvermögen ziehen damit nachhaltige Fonds doppelt so viel Neugeld an wie der Gesamtmarkt aller Publikumsfonds in der Schweiz.
Schweizer Fondsanbieter sind besonders aktiv
Die 423 Fonds werden von 119 Fondsanbietern offeriert. Unter den zehn grössten Instituten mit den höchsten verwalteten Vermögen in nachhaltigen Publikumsfonds rangieren auch vier Schweizer. Schweizer Anbieter markieren ausserdem mit neu lancierten nachhaltigen Fonds vermehrt Präsenz: Zehn lokale Institute haben über das Berichtsjahr mehr als zwei neue Nachhaltigkeitsfonds aufgesetzt. Neben einer Grossbank zählen dazu ausgewählte Kantonalbanken und Schweizer Asset Manager.
Umwelt- und Klimafonds wachsen
27 Prozent der nachhaltigen Publikumsfonds investiert in ein nachhaltigkeitsrelevantes Thema wie etwa Klima, Umwelt, Energie oder Soziales (siehe Abbildung). «Themenfonds greifen meist zeitgenössische Debatten auf, gegenwärtig Umweltthemen wie den Klimawandel oder soziale Herausforderungen wie den demographischen Wandel», sagt Studienleiter Manfred Stüttgen. Themenfonds mit einem Fokus auf Umwelt und Klima wachsen überproportional. Sie profitieren von der Nachfrage nach grünen Obligationen (Green Bonds). Diesen Fonds sind über 1 Milliarde Franken Neugeld zugeflossen. Auch das Angebot an Fonds mit einem sozialen Thema wie Demographie, Generationengerechtigkeit oder Geschlechterdiversität wird breiter. Diese Fonds sind im Vergleich zu anderen Themenfonds (z. B. Wasser) noch relativ jung.
Passive Fonds werden relevanter
Von den 423 nachhaltigen Fonds haben aktiv verwaltete Fonds weiterhin ein deutliches Übergewicht (siehe Abbildung). Passive Fonds machen lediglich 10 Prozent aus, die Wachstumsraten sind allerdings beachtlich: Passive nachhaltige Fonds verzeichnen Neugeld-Zuflussraten in der Höhe von 33 Prozent. Dies ist signifikant höher als bei passiv gemanagten konventionellen Fonds. Obwohl Banken und Fondsanbieter die Angebotspalette passiver nachhaltiger Fonds über das vergangene Jahr um fast 50 Prozent erweitert haben, ist dieses Angebot weiterhin beschränkt. «Wir erwarten, dass sich die Produktlandschaft nachhaltiger Passivfonds künftig weiter differenzieren wird, um auch die Bedürfnisse von institutionellen Investoren besser abzudecken», sagt Co-Autor Brian Mattmann.
Ausschlusskriterien, Positivselektion und normbasiertes Screening sind häufig
Ein entscheidendes Abgrenzungskriterium nachhaltiger Fonds ist die im Anlageprozess umgesetzte Nachhaltigkeitsstrategie. Meist werden verschiedene Strategien miteinander kombiniert: 78 Prozent der 423 nachhaltigen Fonds schliessen aus ökologischen, sozialen oder governance-spezifischen Erwägungen gewisse Anlageobjekte aus, wie etwa Produzenten bestimmter Waffen (Ausschlusskriterien). 64 Prozent wählen Anlageobjekte aus, die sozial-ökologische Kriterien wie Umweltschutz besonders gut erfüllen (Positivselektion). 61 Prozent der Fonds prüfen ihre Investments auf die Einhaltung internationaler Standards wie dem Global Compact der Vereinten Nationen (normbasiertes Screening).
Kein Konsens zur Beurteilung der Nachhaltigkeitsleistung
Die Studie zeigt, wie «Nachhaltigkeit» von Unternehmen gemessen und beurteilt werden kann. Oft ist man sich in der Praxis uneinig über die «richtigen» Beurteilungskriterien. Rating-Agenturen leisten hier Hilfestellung, um die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen zu beurteilen. Es ist dann entscheidend, dass der Ratingprozess transparent und nachvollziehbar ist. «Nur wenn Nachhaltigkeitsratings transparent sind, können sie Investoren einen Mehrwert liefern», beschreibt Brian Mattmann die Anforderungen an Ratingagenturen.
Wirkung wird selten ausgewiesen
«Derzeit ist es noch schwer, die Wirkung nachhaltiger Fonds zu messen», sagt Manfred Stüttgen. Fondsanbieter versuchen aber, mit sogenannten Impact Fonds diesem Erfordernis nachzukommen: Sie wollen die soziale und ökologische Wirkung messen und ausweisen. Nicht nur für Fondsanbieter ist ein transparentes Nachhaltigkeits-Reporting von Bedeutung. Auch für Pensionskassen werden messbare Nachhaltigkeits-Kennziffern aufgrund von Risikoerwägungen im Anlageprozess immer relevanter. Auf die Umsetzung von Nachhaltigkeitskriterien im Investmentprozess von Schweizer Pensionskassen geht die Studie anhand von Praxisbeispielen ausführlich ein.
IFZ Sustainable Investments Studie 2018
Am Sustainable Investments Day vom 22. November 2018 am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern wurden die Ergebnisse der «IFZ Sustainable Investments Studie 2018» präsentiert. In diesem Jahr wurden Entwicklungen und Trends in der Landschaft nachhaltiger Investmentfonds im Schweizer Vertrieb analysiert. Die Studie beschreibt zudem wie Schweizer Pensionskassen nachhaltige Kriterien berücksichtigen und gibt einen Überblick über die Methoden und Ratings von Nachhaltigkeits-Ratingagenturen. Die Studie kann unter ifz@hslu.ch für 190 Franken bestellt werden. Eine digitale Version steht hier zum Download zur Verfügung.