Nachhaltige Anlagen waren früher eine Nische, heute erreichen sie die breite Öffentlichkeit: Seit 2007 ist das Angebot doppelt so schnell gewachsen wie der Gesamtmarkt aller Publi-kumsfonds (siehe Abbildung 1). Waren es 2007 noch 131 nachhaltige Fonds, so berücksichtigen heute 315 Fonds in ihrem Investmentprozess neben finanziellen Kriterien auch solche der Sozial- und Umweltverträglichkeit. Sie verwalten mittlerweile ein Vermögen von 103 Milliarden Franken. Das zeigt eine Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern, in der nachhaltige Investmentfonds mit öffentlicher Vertriebszulassung in der Schweiz analysiert wurden.
Die Nachfrage nach nachhaltigen Investments stammt mehrheitlich von institutionellen Anlegern: Pensionskassen und Versicherungen erkennen die positiven Risikoeigenschaften. Gemeinnützige Stiftungen nehmen die Vorteile zweckkonformer Geldanlagen deutlicher wahr. Auch Privatanleger zeigen immer mehr Interesse: Jüngere, Frauen, Personen mit höherem Bildungsgrad oder zivilgesellschaftlichem Engagement sind an nachhaltigen Anlagen interessiert. «Damit noch mehr Anleger nachhaltig investieren, sollten die Anbieter ihre Produkte besser erklären und transparenter die positiven sozialen und ökologischen Wirkungen der Geldanlage darstellen», sagt Studienleiter Manfred Stüttgen.
Auswahlkriterien: Klimaschutz statt Streumunition
Um die Nachhaltigkeit einer Geldanlage auszuweisen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die oft kombiniert werden: Drei Viertel der 315 nachhaltigen Fonds schliessen aus ökologischen, sozialen oder governance-spezifischen Erwägungen gewisse Anlageobjekte aus, wie bei-spielsweise Streumunitionshersteller (Ausschlusskriterien). 69 Prozent wählen Anlageobjekte aus, die sozial-ökologische Kriterien wie z. B. Klimaschutz besonders gut erfüllen (Positivse-lektion). Häufig basieren Investments auf bestimmten internationalen Standards und Normen (normbasiertes Screening). Rund 1 Prozent der Fonds spendet einen Teil der Erträge zu Guns-ten karikativer Zwecke, sogenannte Charity-Fonds (siehe Abbildung 2).
«Nachhaltige Investmentfonds sollten leicht verständlich sein»
Von den total 8'425 Publikumsfonds mit Schweizer Vertriebszulassung sind 315 Fonds gemäss der Studie als nachhaltig zu bezeichnen. Dies entspricht 3.7 Prozent aller Schweizer Publikumsfonds, auf die rund 10 Prozent des Volumens entfallen. Zwei Drittel sind Aktienfonds, rund ein Viertel Obligationenfonds, die restlichen Mischfonds oder Fonds für Entwicklungsinvestitionen.
Rund ein Viertel der nachhaltigen Fonds fokussiert auf ein bestimmtes Thema, etwa Energie, Wasser, Umwelt, Klima/CO2 oder Religion (siehe Abbildung 3). Die Themen Energie und Wasser sind am stärksten vertreten, Religion fristet hingegen ein Nischendasein. In jüngster Zeit wachsen die Fonds zum Schutz des Klimas und der Umwelt stark an. Dazu gehören auch die Green Bond Fonds, die in Anleihen zur Finanzierung von klima- und umweltfreundlichen Projekten investieren. «Nachhaltige Themenfonds haben den Vorteil, dass ihr Konzept für Investoren – speziell private Anleger – intuitiv leicht verständlich ist», sagt Manfred Stüttgen.
Angebot an nachhaltigen passiven Fonds ist beschränkt
Bei den 315 nachhaltigen Fonds haben aktiv gemanagte Fonds ein deutliches Übergewicht im Vergleich zu passiven Fonds, die lediglich 9 Prozent ausmachen. Bei den aktiven Fonds werden die Wertschriften gezielt nach nachhaltigen Kriterien ausgewählt, laufend überprüft und allenfalls verändert. Im Unterschied dazu orientieren sich passive Fonds an einem Index. Die Kosten aktiver Nachhaltigkeitsfonds gleichen den Kosten aktiver konventioneller Fonds. Die Kosten der passiven Nachhaltigkeitsfonds sind hingegen noch leicht höher als bei passiven konventionellen Fonds.
Fonds mit Fokus auf Schwellenmärkte weniger nachhaltig
Die sozial-ökologische Wirkung nachhaltiger Fonds wird selten in den Fondsdokumenten ausgewiesen. Der Klimafussabdruck eines Portfolios oder weitere sozial-ökologische Aspekte können aber immer besser gemessen und rapportiert werden. Einige Fondsanbieter nehmen hier eine Vorreiterrolle ein und weisen den Weg.
Wie nachhaltig die Fonds tatsächlich sind, wird in der Studie anhand der Ratingmethoden des MSCI ESG Quality Score und der Morningstar Globes beurteilt. Demnach erzielen Fonds mit regionalem Investmentfokus in Asien oder den Schwellenländern absolut betrachtet unterdurchschnittliche Nachhaltigkeitswerte, während Fonds mit Schwerpunkt Europa überdurchschnittliche Werte erzielen.
Schweizer unter den grössten Fondsanbietern
Die 315 Fonds werden von rund 90 Fondsanbietern angeboten. Unter den grössten Anbietern sind auch zahlreiche Schweizer (siehe Abbildung 4). Die Anbieter wählen unterschiedliche Positionierungs- und Vertriebsstrategien. In der Studie wird die Anbieterschaft anhand von fünf Positionierungsattributen beschrieben. «In einer fragmentierten Wertschöpfungskette kann es über den Erfolg entscheiden, als Fondsanbieter ein klares Nachhaltigkeitsversprechen abzugeben», sagt Manfred Stüttgen. Fondsanbieter mit einem breiten eigenen Vertriebsnetz in der Schweiz hätten hier Vorteile. Zugleich bestünden zahlreiche Möglichkeiten zur Differenzierung in einem weiterhin solide wachsenden Markt: «Das doppelte Versprechen von guter Rendite gepaart mit positiven sozialen und ökologischen Effekten wird für die breite Anlegermasse zunehmend attraktiv sein.»
Die 192-seitige «IFZ Sustainable Investments Studie 2017» kann unter ifz@hslu.ch bestellt werden für 290 Franken.
Sustainable Investments Studie 2017
Am Sustainable Investments Day vom 23. November 2017 am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern werden die Ergebnisse der «IFZ Sustainable Investments Studie», präsentiert. In diesem Jahr ist dies eine Erhebung zu nachhaltigen Investmentfonds im Schweizer Vertrieb. Die Studie liefert eine Übersicht über die Fondslandschaft in der Schweiz und erhöht so die Transparenz im Feld nachhaltiger Anlagefonds für Investoren wie auch Anbieter.
Weitere Informationen zum Sustainable Investments Day sind hier zu finden.