Die Schweizer Bahnen betreiben über 10 000 Weichenheizungen, damit die Züge auch bei Eis und Schnee an ihr Ziel kommen. 69 Prozent funktionieren mit Strom, der Rest mit Gas. Für die Studie «Energieeffiziente Weichenheizungen» haben Andrea Grüniger, Studienleiterin, und Ingenieure des Kompetenzzentrums Thermische Energiesysteme & Verfahrenstechnik der Hochschule Luzern – Technik & Architektur eine Bestandesaufnahme bei sechs Bahnunternehmen gemacht und die Daten analysiert.
Die Weichenheizungen verbrauchen pro Jahr 60 bis 70 GWh Energie. «Das entspricht dem jährlichen Wärmebedarf von etwa 14 000 Minergie-Einfamilienhäusern», sagt Grüniger, Expertin für Energie- und Verfahrenstechnik mit Firma in Suhr. Zwei Drittel der Weichenheizungen gehören den SBB. Die Ingenieure der Hochschule Luzern haben die Daten der SBB analysiert und interessante Rückschlüsse ziehen können. So hat sich gezeigt, dass manche Weichen deutlich mehr Energie verbrauchen als andere – trotz gleicher Technik und vergleichbarem Standort. Sebastian Hoffmann von der Hochschule Luzern nennt Gründe: «Die meisten Anlagen sind automatisiert und schalten sich aufgrund von Wetterdaten selbständig ein und aus. Diese Automatisierung wird vereinzelt umgangen, indem die Anlage auf Dauerbetrieb gestellt wird oder die Regelparameter situativ angepasst werden. Es gibt aber auch natürliche Gründe wie die Windexposition einer Weiche.» Die Auswertung der Daten hat ergeben, dass der Energieverbrauch um 10 Prozent gesenkt werden kann, wenn der Betrieb der Anlagen optimiert wird.
Erdwärme statt Strom und Gas
Innovative Heiztechnologien bieten ein weiteres Sparpotenzial. Mit geothermischen Weichenheizungen kann Strom oder Gas im Idealfall vollständig ersetzt werden. Sie eignen sich jedoch nicht für alle Standorte. Hier setzt das Folgeprojekt an, welches das Bundesamt für Verkehr eingeleitet hat. Andrea Grüniger prüft jetzt gemeinsam mit einem Team der Firma Geowatt in Zürich, bei welchen Weichen eine Erdwärmesonde installiert werden kann. Beat Wellig, Leiter Kompetenzzentrum Thermische Energiesysteme & Verfahrenstechnik der Hochschule Luzern – Technik & Architektur, begrüsst diese Entwicklung: «Es ist wichtig, dass die umfangreiche Datenanalyse für geeignete Massnahmen verwertet wird.»
SBB sparen bereits Energie
«Die SBB beobachten die technologische Entwicklung aufmerksam», sagt Daniel Föhn, Projektmanager im Bereich SBB-Infrastruktur. So werde schon seit längerem die Einführung von Erdwärmesonden diskutiert. Mit der Studie habe man nicht nur neue Impulse für die Zukunftsstrategie erhalten, sondern bereits Energie sparen können. Föhn: «Unter anderem haben wir bei den Gasheizungen die Einstellung der Schaltparameter optimiert. Weitere Massnahmen sind in Planung.»