Die Schweizer Bahnen betreiben etwa 10'000 bis 11'000 Weichenheizungen – zwei Drittel davon gehören den SBB. Andrea Grüniger, die bei der Studie «Energieeffiziente Weichenheizung» die Federführung innehatte, hat bei sechs Bahnbetrieben eine Bestandsaufnahme vorgenommen. Das Ziel ist, die Bahn noch klimafreundlicher zu machen. Die Expertin für Energie- und Verfahrenstechnik, die in Suhr eine eigene Firma betreibt, fand heraus, dass die Heizungen 60 bis 70 GWh Energie pro Jahr verbrauchen. Das entspricht dem jährlichen Wärmebedarf von 14‘000 Minergie-Einfamilienhäusern. 69 Prozent der Weichenheizungen werden elektrisch betrieben, der Rest mit Gas. Zudem hat Grüniger einen Überblick über alternative Heizmethoden erstellt.
Auffällige Unterschiede
Grüniger arbeitete mit Ingenieuren des Kompetenzzentrums Thermische Energiesysteme & Verfahrenstechnik der Hochschule Luzern zusammen. «Unsere Aufgabe war, die Daten der SBB zu analysieren und den durchschnittlichen Energiebedarf der Heizungen zu berechnen», erklärt Sebastian Hoffmann. Aus dem Zahlenmaterial des Winters 2013/14 habe man interessante Rückschlüsse ziehen können. So habe sich gezeigt, dass manche Weichen deutlich mehr Energie verbrauchen als andere – trotz gleicher Technik und vergleichbarem Standort. Hoffmann nennt mögliche Gründe: «Die meisten Anlagen sind automatisiert und schalten sich aufgrund von Wetterdaten selbständig ein und aus. Diese Automatisierung wird vereinzelt umgangen, indem die Anlage auf Dauerbetrieb gestellt wird oder die Regelparameter situativ angepasst werden. Es gibt aber auch natürliche Gründe wie beispielsweise die Windexposition einer Weiche.»
«Wir schätzen, dass man den Energiebedarf um etwa zehn Prozent reduzieren könnte, wenn der Betrieb der bestehenden Anlagen optimiert wird», sagt Grüniger. Hinzu kommt das Sparpotenzial innovativer Heiztechnologien: Bei geothermischen Weichenheizungen kann Strom bzw. Gas im Idealfall vollständig ersetzt werden. Sie eignen sich jedoch nicht für alle Standorte und befinden sich teilweise noch in der Testphase. «Die SBB beobachtet die technologische Entwicklung natürlich aufmerksam», sagt Daniel Föhn, Projektmanager im Bereich SBB-Infrastruktur. Die Einführung von Erdwärmesonden werde bereits seit längerem diskutiert. «Durch die Studie haben wir wichtige neue Impulse für die Zukunftsstrategie erhalten.» Dank den Berechnungen der Hochschule Luzern habe man zudem bereits Energie einsparen können. Föhn: «Unter anderem haben wir bei den Gasheizungen die Einstellung der Schaltparameter optimiert. Weitere Massnahmen sind in Planung.»
Autorin: Mirella Wepf
Bild: Fabian Grunder, Wikipedia