Aufbau und Ablauf des Studiums
Da das Studium zum Abschluss des Bachelor of Science (BSc) im Bauingenieurwesen führt, beinhaltet es im ersten Studienjahr unabhängig von der Vertiefungsrichtung die dafür nötigen grundlegenden Fächer - Baustatik, Tragwerkslehre, Mathematik, Physik, Werkstoffe, Nachhaltigkeit, Geotechnik, Verkehr und Wasserbau. Ab dem zweiten Studienjahr bietet der Studiengang die Wahl zwischen den drei Vertiefungsrichtungen Konstruktion und Tragwerk (K+T), Wasser und Naturgefahren (W+NG), sowie der schweizweit einzigartigen Richtung Gebäudehülle (GH).
In der Vertiefungsrichtung Gebäudehülle werden Kompetenzen im Bereich Entwicklung, Auslegung, Konstruktion und Nutzung von modernen, nachhaltigen und energieeffizienten Gebäudehüllen aufgebaut. Neben spezifischem Wissen im Bereich der Konstruktionstechnik und Statik mit den mannigfaltigen Materialien und funktionalen Komponenten, die in der Gebäudehülle verarbeitet werden, werden auch filigrane leichte, weit spannende Tragkonstruktionen für die Gebäudehülle entwickelt. Zusätzlich spielt der strukturelle Glasbau eine zentrale Rolle im Studium.
Ein weiterer Schwerpunkt der Vertiefungsrichtung liegt in der Durchführung detaillierter bauphysikalischer Analysen und computergestützter Gebäudesimulationen zur Beurteilung der Auswirkung auf Energieeffizienz und Komfort. Dabei wird auch die energetische Sanierung von bestehenden Gebäuden thematisiert. Eine besondere Herausforderung bildet die Optimierung des Lebenszyklus von Material und Struktur bei Neubau und Sanierung. Daher wird im Studium auch auf den Kompetenzaufbau zur Beurteilung der Nachhaltigkeit in der Planung und Umsetzung von Gebäudehüllen Wert gelegt.
Im zweiten und dritten Studienjahr ist das Studium projektorientiert aufgebaut. In den zugehörigen drei Projektmodulen werden die erlernten Kenntnisse an praxisorientierten Fragestellungen und umfassenden Projektentwicklungen in der Teamarbeit vertieft und angewendet.
Parallel zur Vertiefungsrichtung Gebäudehülle werden Module im Stahl- Holz und Stahlbetonbau sowie Baustatik, Geotechnik, Naturgefahren und weiterführender Mathematik / Physik besucht. Es steht ausserdem eine Vielzahl von Wahlmodulen zu fachlichen und interdisziplinären Themen zur Verfügung.
Das Studium schliesst in der Regel mit der Anfertigung der Bachelorthesis im sechsten Semester ab, welche in der Vertiefungsrichtung Gebäudehülle oft zusammen mit Unternehmen und Planungsbüros aus der freien Wirtschaft oder aus Forschungs- und Entwicklungsthemen heraus angeboten wird, so dass ein reibungsloser Übergang in die Praxis gegeben ist.
Die Vertiefungsrichtung zeichnet sich durch diese enge Kooperation mit Industrie und Planungsbüros sowie durch den direkten Zugriff auf Labore, Windkanal und einen eigenen Fassadenprüfstand sowie durch die Nutzung digitaler Werkzeuge und Methoden aus. Durch Belegung einer Reihe von zusätzlichen, spezifisch ausgewiesenen Kernmodulen aus dem Bereich Konstruktion & Tragwerk ist es als «Double Specialization» auch möglich, neben der Vertiefungsrichtung Gebäudehülle zusätzlich jene für Konstruktion & Tragwerk zu erwerben.
Infrastruktur
Den Studierenden steht mit einem der grössten Fassadenprüfstände Europas sowie top eingerichteten Labors eine hervorragende Infrastruktur zur Verfügung, um das im Studium erlernte Wissen auch praxisnah anwenden zu können. Die Nutzung von 3D-Software, parametrischen Werkzeugen und Simulationssoftware in den Bereichen Energie und Tragwerksentwicklung (FEM) ist ebenso ein integrativer Bestandteil des Studiums. Darüber hinaus kann mit den Werkstätten, Laboren, Geräten und Prüfeinrichtungen anderer Studienrichtungen zusammengearbeitet werden. Es bestehen vielfältige Verbindungen zu Unternehmen der Branche; die überwiegende Zahl der Abschlussarbeiten wird mit Firmenpartnern durchgeführt.
Karrierechancen
Ingenieurinnen und Ingenieure der Gebäudehülle sind auf dem Markt sehr gefragte Fachpersonen. Ihr Können in der Planung und Realisierung von Gebäudehüllen wird aufgrund der zunehmenden Komplexität und den höheren Anforderungen an Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Funktionsintegration und materialgerechte Konstruktion immer wichtiger. Zahlreiche Planungs- und Ingenieurbüros haben diesen Trend erkannt und bieten neben der klassischen Tragwerksplanung auch Planungsleistungen im Bereich der Gebäudehülle an. Ausgebildete Gebäudehülleningenieurinnen und Ingenieure haben somit eine grosse Stellenauswahl in Ingenieur- oder Fassadenplanungsbüros, in ausführenden Baufirmen, bei Fassadenherstellern, Glasveredlern, Behörden oder in spezialisierten Büros, wie z.B. im Bereich Bauphysik oder Nachhaltigkeit. Auch die Möglichkeit zu einem anschliessenden Masterstudium im Bereich der Gebäudehülle, meist verbunden mit einer Teilanstellung, ist an der Hochschule Luzern gegeben, womit der Zugang zu Spezialist/innentätigkeiten attraktiv wird.