In der Übersicht
Das Quatuor du Flonzaley bestand von 1903 bis 1929; es verdankte seine Gründung der vereinten Initiative des in New York lebenden Genfer Bankiers und Musikliebhabers, Edouard J. de Coppet, und dem mit ihm befreundeten Waadtländer Violinisten Alfred Pochon. Das Ensemble war eine der ersten professionellen Streichquartettformationen im modernen Sinne und entwickelte einen wegweisenden und eigenständigen neuen Quartettstil. Zahlreiche, zwischen 1924 und 1926 entstandene Tonaufnahmen dokumentieren den interpretatorischen Ansatz dieses Quartetts und festigten seinen Ruhm in nachhaltiger Weise. Ziel des auf zwei Jahre angelegten Forschungsprojekts ist es, die Geschichte des Quatuor du Flonzaley sowie seine ausserordentliche kammermusikalische Interpretationskunst zu dokumentieren und zu erforschen. Die Forschungsresultate werden bei Abschluss des Projekts in Form einer Phono-Monographie als Buch mit zwei CDs veröffentlicht: Diese an der Hochschule Luzern – Musik entwickelte hybride Publikationsform macht Bildquellen, schriftliche Quellen und Tonaufnahmen in bibliophiler und adäquater Weise zugänglich. Sie ermöglicht eine fundierte Darstellung der Geschichte und der Musik des Quatuor du Flonzaley, die sich nicht nur an Fachleute, sondern auch an ein allgemeines, kammermusikalisch interessiertes Publikum richtet und über die gängigen Kanäle des Musikmarktes vertrieben wird. Zu den wichtigsten Quellen für dieses Forschungsprojekt gehören zahlreiche Briefe, Fotografien, Konzertberichte, Interviews, Tondokumente, Notentexte mit handschriftlichen Eintragungen der Musiker und andere schriftliche Dokumente. Die schriftlichen und grafischen Quellen bieten eine reichhaltige Grundlage für organisationsgeschichtliche und –soziologische Untersuchungen zum Quatuor du Flonzaley. Der interpretatorische Ansatz des Ensembles lässt sich aufgrund der annotierten Noten und vor allem anhand der Tonaufnahmen betrachten: Mit der an der Hochschule Luzern – Musik entwickelten Analysesoftware Lucerne Audio Recording Analyzer (LARA) wird Tempogestaltung, Artikulation, Klangbalance/Timbre, Dynamik und Intonation in differenzierter Weise dargestellt. Die Fonoteca Nazionale Svizzera in Lugano engagiert sich als Praxispartnerin in diesem Projekt: Die Fonoteca verfügt über die Kompetenz und die Infrastruktur, um frühe Tonaufnahmen fachgerecht zu restaurieren. Sie zeichnet für die Edition und die Produktion der Tonaufnahmen verantwortlich. Die Hochschule Luzern – Musik verfügt über ein grosses Know-how im Bereich der Analyse von Tonaufnahmen und konnte mit Dr. Antonio Baldassarre einen ausgewiesenen Streichquartett-Experten als Projektmitarbeiter gewinnen.