In der Übersicht
Im Kontext der Stadtplanung und Quartiersentwicklung stehen häufig langfristige Konzepte im Vordergrund. Aus Sicht der öffentlichenHand finden, oft durch Forschungsinstitute begleitet, strategische Überlegungen statt.Die Partizipation der Bewohnerschaft vor Ortdient vor allem dem Informationsaustausch, der Bedürfniserhebung und der Sensibilisierung. So schärfen sich Rahmenbedingungen und Visionen, und Konzepte werden präzisiert. Zwischen Planung (abstrakt, Pläne, Diagramme) und Realisierung (Raum, Material, Funktion) bilden allerdings keine räumlichen, architektonischen, sinnlich wahrnehmbaren Objekte die formulierten Intentionen ab. Somit fehlt dem Dialog der Beteiligten jenes Medium, in welchem ein solcher Prozess schlussendlich seine Realisierung finden soll: in Raum, Material, Zeit, Nutzung – Architektur. «Guerrilla Urbanism» schliesst diese Lücke am Beispiel des öffentlichen Stadtraums durch temporäre, kompakte und vor allem durch physische statt abstrakte Aktionen. Als Teil eines Gesamtkonzepts besitzen diese «Raumexperimente» einen hohen Wirklichkeitsfaktor, gehen auf akute Bedürfnisse einoder zeigen das Potenzial von Orten auf. Sie werden im Gesamtprozess entwickelt und mit allen Beteiligten vor Ort umgesetzt (z.B. konstruiert) sowie evaluiert. Im Vergleich zu bisherigen Abläufen in der Stadtentwicklung erscheint der «Guerrilla»‑Ansatz irregulär und alternativ. Zum Beispiel verkürzt er die Zeit zwischen Planung und (in diesem Fall «prototypischem») Produkt, so dass ein unmittelbarer Dialog vor Ort initiiert und von allen Beteiligten räumlich-zielorientiert formuliert werden kann. Im Forscungsprojekt wird der beschriebene Ansatz durch den Prozess hindurch dokumentiert und nach der Durchführung ausgewertet. Ziel ist es, das Methodenspektrum von Bürgerbeteiligung, Stadtentwicklung und Forschung um ein markantes, konkret erfahrbares Produkt zu erweitern, das sich besonders an der Aneignung des öffentlichen Raumes und der damit verbundenen Identifizierung orientiert.
Das Projekt wird durch den Interdisziplinären Schwerpunkt «Creative Living Lab» der Hochschule Luzern finanziert. Die Aktionen finden unter der Leitung des Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP) der Hochschule Luzern – Technik & Architektur und unter Beteiligung der Departemente Soziale Arbeit und Design & Kunst sowie in Kooperation mit dem Quartierverein BaBeL statt.