In der Übersicht
Auf den ersten Blick vermögen digitale Geschäftsmodelle Gründerinnen das zu ermöglichen, was vielen Frauen heute in der Arbeitswelt fehlt: viel Flexibilität, gute Vereinbarkeit unterschiedlicher Lebensbereiche, kreative Freiheiten und eine sinnhafte Tätigkeit. Die Digitalisierung eröffnet gerade auch Frauen neue Möglichkeiten wie z.B. die wachsende Kommerzialisierung der Lifestyle-«Blogosphere». Um diese Vorteile für sich zu nutzen, berufen sich Digital Female Founders sowohl auf hochspezialisierte Kompetenzen und Fähigkeiten als auch auf die sogenannte «everyday expertise». In letzterem Kontext spielt das Storytelling über den eigenen Alltag eine zentrale Rolle. In diesem Sinne scheinen also vordergründig nicht nur neue, sondern auch besonders vielseitige Chancen für unternehmerisches Handeln aus der Digitalisierung zu entstehen. Gleichzeitig ergeben sich aus diesen neuen Möglichkeiten auch neue Herausforderungen – gerade für Digital Female Founders. So wissen wir heute nicht, inwiefern diese digitalen Geschäftsmodelle letztlich die bestehenden Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Gründungsverhalten weiter zementieren. Hier könnte sich der Trend zu wachstumsbegrenzten Einzelunternehmen weiter verstärken. Diese Tendenz wiederum verschliesst vielen Gründerinnen den Zugang zu zahlreichen Förderinstrumenten und professionellen Investoren, die sich vorwiegend auf technologie-intensive und wachstumsorientierte Startups fokussieren (vgl. Women Report, GEM 2017).
Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Relevanz dieser Fragestellungen erstaunt es wenig, dass das Thema «Woman Entrepreneurship» oder Female Founders zurzeit eine erhöhte mediale Aufmerksamkeit geniesst und sich auch in der Entrepreneurship-Forschung als wichtiges Forschungsfeld etabliert. Bislang fehlt es in der Schweiz jedoch an wissenschaftlich fundierten Untersuchungen, die aktuelle und potentielle Folgen der digitalen Transformation für Female Founders in der Schweiz beleuchten. Hier setzt das Forschungsprojekt Digital Female Founders an.
Die gewonnen Erkenntnisse sollen der Entwicklung adäquater Förderprogramme für Digital Female Founders dienen, denn in Bezug auf die spezifische Förderung von Gründerinnen schneidet die Schweiz im internationalen Vergleich heute noch schlecht ab.