In der Übersicht
Im Zentrum des Forschungsprojekts «Swissness revisited» steht die Frage wie aktuelle Imaginationen von «Schweiz» entstehen. Analysiert wird, wie diese im Kontext von Globalisierungsprozessen, transnationaler Mobilität und wiederkehrenden Krisendiskursen laufend verändert und ausgehandelt werden und welche Akteure an deren (Re-)Produktion beteiligt sind. Dies wurde entlang der Realisation des Auftritts der Schweiz an der Expo 2010 in Shanghai untersucht. Dazu wurden die unterschiedlichsten Personen, die mit der Initiierung, Finanzierung, Konzeption, Gestaltung, dem Bau, Betrieb sowie der kulturellen Bespielung des Schweizer Pavillons zu tun hatten, befragt und begleitet. Um die gewünschte Mehrstimmigkeit und Vielschichtigkeit zur Imagination «Schweiz» zu erhalten, wurden Akteure aus der Schweiz wie auch aus China, aus der Politik, Verwaltung, aus dem Management, der Kulturszene, aber auch Handwerker und spezialisierte Dienstleister, bis hin zu Reinigungskräften und Aufsichtspersonen interviewt.
Aus der Perspektive des internationalen Tourismus stellt die Imagination «Schweiz» einen komplexen kulturellen Raum dar, der von verschiedenen Akteuren wie den Reisenden, Dienstleistenden oder einem medialen Publikum immer wieder neu erfunden, mit eigenen Bedeutungen aufgeladen und reproduziert wird. Dies hat mit dem realen Land und der Nation Schweiz wenig zu tun. Sie setzen sich vielmehr aus unterschiedlichen Motiven zusammen, die zum Teil durch historische, zum Teil durch persönliche Ereignisse und Umstände motiviert sind. Ähnlich verhält es sich mit identitätsstiftenden (vormals) nationalen Bildern und Bedeutungen im Kontext von Transnationalisierungsprozessen. Versteht man “Nation“ als eine kulturelle Einheit bestehend aus Sprache, Werten, Symbolen, Mythen und Geschichten, so konstituiert sich eine so genannte nationale Identität als ein kontinuierlich wiederkehrendes Projekt nationaler Rekonstruktion im Sinne einer imaginierten Gemeinschaft.
Für das Projekt «Swissness revisited» bot sich die Realisierung des Schweizer Weltausstellungspavillons in Shanghai als exemplarisches dynamisches Untersuchungsfeld an. In diesem transnationalen Raum arbeitete ein komplexes Netzwerk von mobilen Akteuren zusammen, das sich innerhalb einer gegebenen zeitlichen Struktur bildete, erweiterte und wieder auflöste. Wichtigste Instrumente zur Sicherung der Informationen in diesem Forschungsvorhaben waren ethnografische Interviews mit den verschiedenen involvierten Personen sowie Videobegleitungen, die während zwei Aufenthalten in China 2010 sowie in der Schweiz erfolgten.
Forschungsteam: Peter Spillmann und Angela Sanders, Dominik Linggi, Diana Palau
Das Projekt wurde von SNF - DORE finanziert.