In der Übersicht
Im Postulat 12.3206 („Grundlagen für ein Screening zu innerfamiliärer Gewalt bei Kindern durch Gesundheitsfachpersonen“) vom März 2012 verlangte Yvonne Feri einen Bericht über die Möglichkeiten von Screenings zu innerfamiliärer Gewalt bei Kindern sowie Empfehlungen zu deren Umsetzung. Hintergrund war die Annahme, dass durch entsprechende Screenings im Rahmen der regelmässig durchgeführten ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen Kinder, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, frühzeitig identifiziert und unterstützt werden können. Zum Zeitpunkt des Postulats wurde von einer fehlenden wissenschaftlichen Grundlage derartiger Screenings bei Kindern ausgegangen, da der Fokus bisher auf den Eltern gelegen habe. Gefordert wurde ein evidenzbasiertes Instrument. Zwar lagen bereits 2012 das Vorsorgemanual und die überarbeitete Checkliste für die Vorsorgeuntersuchungen der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie sowie der „Leitfaden zu Früherfassung und Vorgehen in der ärztlichen Praxis“ der Stiftung Kinderschutz Schweiz vor, inwieweit diese jedoch in der Praxis angewendet wurden und werden und ob diesbezüglich weiterer Handlungsbedarf bestand, war jedoch unklar. Der Bundesrat betonte in seiner Antwort zudem, dass auch der professionelle Umgang der Fachpersonen im Gesundheitsbereich mit mutmasslichen Gefährdungssituationen gehöre (Reaktion bei Verdacht, Wissen über entsprechende Kinder- und Jugendhilfestellen).
Der Bundesrat sprach sich im Mai 2012 für die Annahme des Postulats aus. Mit der Erstellung des Berichts wurde das Eidgenössische Departement des Innern beauftragt, federführend ist das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV). Im Juni 2016 erhielt die Hochschule Luzern zusammen mit der Berner Fachhochschule und der Haute école spécialisée de Suisse occidentale Valais-Wallis den Auftrag, das Projekt durchzuführen. Die Studie soll Auskunft darüber geben, welche Massnahmen zur Früherkennung von Kindeswohlgefährdungen im In- und Ausland existieren, welche belastbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse es zu deren Wirksamkeit gibt (inkl. Nutzen-Schaden-Analysen) sowie darüber, welche Empfehlungen sich hieraus für die Schweiz ableiten lassen. Der Fokus liegt dabei auf Screeninginstrumenten im Gesundheitsbereich, die mit Blick auf Kinder eingesetzt werden, berücksichtigt werden sollen aber auch Instrumente aus anderen relevanten Bereichen (z. B. Kinderbetreuung, Freizeit). Zu klären ist, inwieweit sich diese Instrumente zur Früherkennung innerfamiliärer Gewalt gegen Kinder eignen.