In der Übersicht
Ein Projekt des Handlungsfelds «Wissenschaft & Design» der Gebert Rüf Stiftung
Im interdisziplinären Team wird dieser Rohstoff erforscht und in Bezug auf seine Eignung als Fasermaterial für Textilien und Composites beurteilt.
Da die verfügbare Anbaufläche von Baumwolle beschränkt ist und mit der Nahrungsproduktion konkurriert und der Rohstoff Erdöl zur Fertigung von Kunstfasern endlich ist, müssen neue Ressourcen für die Gewinnung von Textilfasern erschlossen und erforscht werden. Diese Ressourcen sollten nachhaltig sein und eine langfristige Nutzung ohne negative ökologische Folgen ermöglichen.
Eine bisher wenig erforschte Ressource für Textilfasern sind die Abfallprodukte der Bananen-produktion. Dabei fallen Bananenstauden an, aus denen Fasern gewonnen werden können, die ein hohes Potential bieten für Anwendungen im Interior- und Möbelstoffbereich sowie für Bekleidung. Bananenfasern haben eine edel hellgelb-weisse Farbe und ergänzen als Naturfaser das limitierte Sortiment an Bio-Baumwolle.
Bananenfasern haben ähnlich gute textile Eigenschaften wie andere Naturfasern (z. B. Leinenfasern) und können auch als technische Textilien zusammen mit Kunst- und Naturharzen zu Composites verarbeitet werden, die im Sportbereich (z. B. Skier, Snowboards, Fahrräder) und im Transportbereich (z. B. Formteile und Armaturen für Autos, Busse, Flugzeuge) Anwendung finden.
In diesem Projekt geht es darum, die notwendigen Prozesse für die Produktion von textilen Garnen aus Bananenabfällen zu analysieren. Der Aufschluss und die Garnproduktion sollten dabei möglichst nahe an den Anbaugebieten stattfinden. Zusammen mit Partnern aus Indien, Brasilien und China werden Faser- und Garnmuster produziert und untersucht. Basierend auf den Ergebnissen definieren die Designer und Kunststofftechnologen die Anforderungen an reine Bananen-Garne und -Zwirne oder allenfalls an Mischungen mit andern Naturmaterialien, die in der Schweiz verstrickt und gewebt werden. (Für Mischungen bieten sich z. B. Jutefasern an, die in der Schweiz fast nur im Gartenbereich angewendet werden und die mit Bananenfasern veredelt werden könnten.)
Die Herstellung und Gestaltung von Stoffen, Gestricken, technischen Textilien und Formteilen für den europäischen Markt geschieht in der Schweiz, wo bereits grosses Knowhow in der Produktgestaltung, Umsetzung und Anwendung von Naturmaterialien bestehen.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Design und Technik ermöglicht die Entwicklung ganzheitlich gedachter Produkte, die sowohl funktional als auch ästhetisch überzeugen. Die Zusammenarbeit der drei unterschiedlich ausgerichteten Institutionen ermöglicht eine umfassende Betrachtung des Forschungsfeldes, kreist das Gebiet von unterschiedlichen Gesichtspunkten her ein und ermöglicht es, eine erweiterte Palette an Anwendungsfeldern aufzuzeigen. Gemeinsam schaffen sie durch den Entwurf und Entwicklung neuer Produkte funktionale, ästhetische, emotionale und symbolische Mehrwerte.