In der Übersicht
Einerseits bestimmen neue Verkehrsinfrastrukturen die Erreichbarkeit und somit die Standortentscheidungen der privaten Investoren. Gleichzeitig induzieren neue Nutzungen zusätzlichen Verkehr, der auf bestehenden respektive neuen Verkehrsinfrastrukturen bzw. -angeboten abgewickelt werden muss. Neben diesen vordergründigen Systemzusammenhängen gibt es jedoch noch weitreichendere Wechselwirkungen. Insbesondere bestimmt die Lage und Erschliessung sowie die Struktur der Siedlungsgebiete (Dichte, Nutzungsmischung) wesentlich das Verkehrsverhalten der Einwohner und Beschäftigten. Gleichzeitig induzieren neue Infrastrukturen zusätzlichen Verkehr, indem grössere Distanzen zurückgelegt werden. Aufgrund raumplanerischer Vorgaben und Ziele soll die künftige Siedlungsentwicklung nicht mehr "in die Fläche" auf neuen Standorten erfolgen, sondern primär innerhalb des bestehenden Siedlungsgebietes abgedeckt werden. Innenentwicklung und Siedlungsverdichtung sind die zentralen Anforderungen der künftigen Raumplanung. Zudem soll die Verdichtung nicht überall, sondern im Sinne der Abstimmung Siedlung und Verkehr an den zentralen, gut mit Infrastrukturen und im öffentlichen Verkehr erschlossenen Standorten erfolgen. Das heisst in jenen Gebieten, wo die Verkehrsinfrastrukturen begrenzt sowie bereits heute stark ausgelastet und vielfach bereits überlastet sind.
Dies stellt die Verkehrsplanung, aber auch die Entwicklung und Genehmigung von Verdichtungsprojekten vor neue Herausforderungen. Neue Lösungsansätze sind gefragt. So müssen im Allgemeinen aber insbesondere bei Verdichtungsprojekten ein angepasstes Verkehrsverhalten der künftigen Nutzer gefördert und erreicht werden. Hierzu gibt es bereits verschiedene Ansätze wie Fahrtenmodelle, Mobilitätsmanagement, etc.
Darüber hinaus müssen die rechtlichen Grundlagen und die Praxis der Baubewilligungen weiterentwickelt werden. Der Nachweis einer ausreichenden Erschliessung, wie sie die Baugesetze fordern, ist insbesondere beim motorisierten Individualverkehr bei ausgelasteten Strassennetzen nur schwer oder gar nicht zu erbringen. Damit läuft die raumplanerische Zielsetzung der Siedlungsverdichtung Gefahr, an der Umsetzung und Genehmigung entsprechender Projekte zu scheitern.
Ein wesentlicher Aspekt in dieser Thematik ist die Abstimmung und Koordination der Planungsakteure (Behörden, Investoren usw.). Dabei ist einerseits die Zusammenarbeit zwischen der Verwaltung und den privaten Akteuren, andererseits jedoch die Koordination der beteiligten Fachstellen in den Verwaltungen - insbesondere auch über den Stufenbau der Gemeinwesen und die einzelnen institutionalisierten Planungsinstrumente hinweg - von Interesse. Zudem stellen sich Fragen bzgl. der Begleitung der Projekte von der Idee bis zu Realisierung und Betrieb der Gebiete und Anlagen.
Diese Fragen sollen im Rahmen dieses SVI-Forschungsvorhaben untersucht werden.