Plastik, Kitsch und Billigware – viele Souvenirs, die in der Schweiz verkauft werden, stammen aus Fernost. Für die Marke «Graubünden» ist es auf Grund der Markenwerte und Vision wichtig, dass diese Mitbringsel «wahr, wohltuend und weitsichtig» sind.
Deshalb hat sich ein Team der Departemente Wirtschaft und Design & Kunst der Hochschule Luzern im Rahmen des Interdisziplinären Schwerpunktes Tourismus und nachhaltige Entwicklung zum Ziel gesetzt, nachhaltige Souvenirs zu entwickeln. Projektpartner sind die fünf touristischen Organisationen Graubünden Ferien, hotelleriesuisse Graubünden (vertreten durch das Hotel Schweizerhof Lenzerheide), Sedrun DisentisTourismus, Parc Ela und die Rhätische Bahn. Als nachhaltige Souvenirs werden Gegenstände bezeichnet, die aus regionalen und natürlichen Materialien in Werkstätten vor Ort hergestellt werden, einen Bezug zu Graubünden haben und den Käufern Freude und einen Nutzen bringen. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt umfasst mehrere Teilprojekte, die aufeinander aufbauen: Analyse des Souvenirsortiments und der Gästebedürfnisse, Durchführung eines Ideenwettbewerbs, Entwicklung und Test von neuen Souvenirs, Erstellung eines Leitfadens für die Praxis.
Nachhaltige Souvenirs erwünscht
Zu Beginn wurde eine Analyse der Souvenirsortimente durchgeführt. Diese zeigte auf, dass aktuell kaum Souvenirs aus Schweizer Produktion verkauft werden. In Gesprächen mit Touristen und Touristinnen sowie einer online Umfrage wurde jedoch deutlich, dass sogenannte «nachhaltige» Souvenirs erwünscht wären. Wie die Umfrage mit über 4‘200 Gästen der Destination Graubünden zeigt, bilden beim Souvenirkauf vor allem die lokale Herstellung und eine hohe Qualität zentrale Bewertungskriterien. An letzter Stelle stehen hingegen die geeignete Grösse und Exklusivität des Produkts. Entsprechend ist für rund 85% der Befragten die Kenntnis des Herstellers wichtig oder eher wichtig. Ebenso werden Produktbeschriebe von 60% beachtet, wohingegen Zertifizierungen weit weniger Aufmerksamkeit erhalten. Weiter wird deutlich, dass der Begriff «Souvenir» eher negativ behaftet ist: die meisten Gäste bezeichnen ein Souvenir als Mitbringsel, regionales Produkt oder Andenken. Für ein nachhaltiges Produkt wären über 70% der Befragten bereit, einen Preiszuschlag von 11% oder mehr zu bezahlen. Bedingung ist jedoch, dass damit ein lokales Handwerk/Gewerbe unterstützt wird bzw. der Erlös der Bevölkerung vor Ort zugutekommt und das Souvenir von sehr guter Qualität ist.
Basierend auf diesen Erkenntnissen und den Bedürfnissen der Projektpartner wurde während den Sommermonaten ein Ideenwettbewerb lanciert. Im Rahmen einer Jurierung wurden von 90 eingegangenen Souvenirideen 6 Entwürfe nominiert und am «Markentag graubünden» prämiert. Im Portfolio befanden sich unterschiedliche Ideen – vom Maiensäss-Tischlicht, Samenpostkarte, Memospiel «Bündnertütsch – Hochdeutsch», Steinbock-Türstopper bis hin zu einem Scarnuz mit Kreuzstichset. Gewinner war aber der «Graubündel», eine Picknickdecke, die sich zu einer Art Rucksack (Bündel) umfunktionieren lässt.
Souvenirideen zu entdecken
Diese Souvenirs werden an der Ausstellung «DesignSchenken» Anfang Dezember 2015 gezeigt und das Projekt einem breiteren Publikum vorgestellt. Gleichzeitig werden die Produkte weiterentwickelt und einem Markttest (Befragung von potenziellen Käufern und Käuferinnen) unterzogen. Des Weiteren werden eine Dokumentation erstellt und die wichtigsten Erkenntnisse veröffentlicht, so dass auch weitere Tourismusakteure bzw. Destinationen, die nachhaltige Souvenirs entwickeln möchten, auf die gemachten Erfahrungswerte zurückgreifen können.