Overview
Im Oktober 1915 wurde die epochemachende Erzählung «Die Verwandlung» von Franz Kafka erstmals in der Zeitschrift «Die Weißen Blätter» publiziert. Sie greift mit dem Motiv der «Verwandlung» ein für die Zeit um und während des Ersten Weltkriegs zentrales Motiv auf. In der politischen Geschichte markierte der erste Weltkrieg nicht nur den Zusammenbruch einer im Bewusstsein einer Mehrheit «auf Dauer gegründeten» Weltordnung (Stefen Zweig, «Die Welt von Gestern»), sondern auch eine schreckliche Zäsur in der Zivilisationsgeschichte, da die europäischen Gesellschaften erstmals in diesem Umfang auf barbarische und nicht mehr umkehrbare Weise mit den seit der Aufklärung im 18. Jahrhundert sich ausformenden Prinzipien einer zivilisierten Gesellschaft brachen. Andererseits manifestieren sich in den Jahren um den Ersten Weltkrieg in Wissenschaft, Technik und Kunst vielfältige Transformationsprozess, welche prägende Spuren nicht nur in der politischen Geschichte, sondern auch in der europäischen Mentalitäts- und Geistesgeschichte sowie der Kultur- und Technikgeschichte insbesondere mit Blick auf Körper und Geschlecht sowie auf der Ebene der Materialität und Medialität hinterliessen. Dabei handelt es sich um oft stark verzweigte und sich gegenseitig bedingende bzw. beeinflussende Prozesse. Diese Transformationsprozesse und die Fragen nach den sich darin manifestierenden Beziehungskonstellationen zwischen Wissenschaft, Gesellschaft, Technik und Kunst sind Gegenstand einer wissenschaftlichen Tagung mit Referaten von Experten der Forschungscommunity und Podiumsdiskussionen, welche die Departemente Musik und Design & Kunst der Hochschule Luzern anfangs Februar 2015 mit dem Ziel durchführen, sowohl das Wissen über die aktuelle Forschung und den interdisziplinären Wissenschaftsdiskurs zu fördern als auch die bis anhin kaum systematisch erforschten Transformationsprozesse in Gesellschaft, Wissenschaft, Technik und Kunst und deren Beziehungskonstellationen in der Zeit um den ersten Weltkrieg mit einer explizit interdisziplinären Forschungsperspektive zu untersuchen.