Overview
Das Entwicklungsprojekt «Niederschwelliger Zugang zum Musikunterricht» hatte zum Ziel, sozioökonomisch benachteiligte Jugendliche der Sekundarstufe I in einem zweisemestrigen Programm zum eigenen Musizieren und zum regelmässigen Besuch von Musikunterricht hinzuführen. Auf Workshops zu verschiedenen popmusikalischen Themen folgte ein Bandworkshop, der in einem Auftritt beim lokalen Musikfestival gipfelte. Die mit dem Projekt verknüpfte Begleitforschung der Hochschule Luzern fragte sowohl nach Spezifika der Vermittlungsprozesse wie auch nach den Gelingensbedingungen und umfasste Interviews mit den beteiligten Jugendlichen, dem Projektleiter, den Stakeholdern sowie Beobachtungen während der Workshops. Dabei zeigte sich die Bedeutung des Lernens mit und von Peers. Bezüglich Motivation scheint nicht so sehr das gespielte Repertoire entscheidend, sondern der Aspekt der «Authentizität», mithin die Einbindung in eine «Szene», zu der der Auftritt am lokalen Talentfestival die Initiation war. Als demotivierend empfanden einige Jugendliche die mangelnde Verbindlichkeit ihrer Peers und die unterschiedlichen Voraussetzungen, die jedoch durch die Workshops teilweise ausgeglichen werden konnten. Die Forschung an der Schnittstelle zwischen Jugendkulturzentrum und Musikschule zeigte weiter, dass die Schwellen weniger äusserlicher Natur waren, sondern vielmehr im jeweiligen Selbstverständnis der Institutionen gründen. Während die musikalische Aktivität im Jugendzentrum eher dem Bereich der «Community Music» angehört, wo das integrative Element von grosser Bedeutung und die musikalische Qualität sekundär ist, versteht sich die Musikschule als Bildungseinrichtung, in der formales Lernen mit entsprechendem Üben im Zentrum steht. Als Konsequenz empfiehlt sich für Musikschulen eine Öffnung gegenüber neuen Vermittlungsformen, Repertoires und institutionellen Partnern. Für Jugendzentren hingegen bleibt zu überlegen, wie sie von Verbindlichkeit und Qualitätsbewusstsein der Musikschulen profitieren können. Indem die Akteure von den jeweiligen Stärken ihrer Partner profitieren, wird die Position der Musik in der Bildungslandschaft gestärkt.