Overview
Nach wie vor sind in der Instrumental- und Vokalpädagogik falsche und überkommene Vorstellungen zum Lernen von Kindern verbreitet, so dass eine Neuorientierung ein dringendes Anliegen ist. In dieser ist das Lernfeld Üben bei Kindern als Schwerpunktthema aufzufassen, da sich der Umgang damit auf alle weiteren Lernfelder des Instrumental- oder Vokalunterrichts auswirkt. Darauf und auf einen Forschungsbedarf weisen die seit Jahren gehäuften Klagen von Instrumentallehrpersonen, Musikschulleitungen und Eltern wegen der mangelnden Übe-Disziplin der Kinder hin. Am meisten zu leiden haben wohl die Kinder selbst, die sich einem von ihnen nicht zu erfüllenden Erwartungsdruck ausgesetzt fühlen und der nächsten Lektion jeweils mit Schuldgefühlen beladen entgegensehen. Aus der fortlaufenden Beobachtung des Übens bei Kindern konnten folgende Erkenntnisse und sich daran anschliessende Handlungsanweisungen gewonnen werden:
a) In Abhängigkeit von Entwicklungsreife und unterschiedlicher Lernpräferenzen erweisen sich individuell an das einzelne Kind angepasste Vorgehensweisen als zielführend. Instrumentallehrpersonen sind in Aus- und Weiterbildung auf die Besonderheiten des Lernverhaltens von Kindern stärker als bisher zu sensibilisieren, und es sind entsprechende didaktische und methodische Tools und Skills bezüglich des Übens zu vermitteln.
b) Da das gemeinsame Spielen und Üben Kindern in weit höherem Masse entspricht, ist ihm dem alleinigen Spielen und Üben gegenüber der Vorzug zu geben. Auch Volksschulen gehen immer mehr dazu über, Zeitgefässe für gemeinsames Lernen an der Schule zur Verfügung zu stellen und Hausaufgaben zu minimieren.
c) Ist ein Lernen in Gruppen nicht möglich und daher alleiniges Spielen und Üben gefordert, sind vermehrt elektronische Medien einzusetzen. Lehrpersonen müssen Kinder im Umgang mit diesen unterstützen.