Overview
Durch fortlaufende Innovationen in Bezug auf digitale Arbeits- und Organisationsmittel befinden sich Arbeitsanforderungen und –bedingungen in stetigem Wandel (Meissner, Weichbrodt, Hübscher, Baumann, Klotz, Pekruhl & Gisin 2016). Die Flexibilitäts-, Schnelligkeits- und Innovationsanforderungen an Unternehmen und Ihren Mitarbeitenden steigen proportional zur digitalen Transformation. Es entstehen neue Organisationsformen, welche sich durch schnell veränderliche Organisationsgrenzen und neu definierten Arbeitsverhältnissen auszeichnen. Insbesondere Wissensarbeitende sind aufgrund ihrer Arbeitsinhalte mit einer voranschreitenden Flexibilisierung der Arbeitskultur konfrontiert. In diesem Zusammenhang stehen sogenannte Arbeitskraftunternehmende vor grossen Herausforderungen im Hinblick auf ihr Selbstmanagement.
Ständige Erreichbarkeit und daraus erwachsender Dauer-Kommunikationszwang, Teamarbeit bei räumlicher Trennung und ständige Ablenkung sind Stressoren, welche einen negativen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und somit Produktivität von Arbeitskraftunternehmenden nehmen können, wenn kein situationsgerechtes Selbstmanagement betrieben wird. Weiter führt ein mangelhaftes Selbstmanagement nicht selten zu Unvereinbarkeit unterschiedlicher Lebensdomänen (e.g. Arbeit, Privat, Hobby) was sich mitunter in Einsamkeit und Isolation niederschlagen kann und/oder das Konfliktpotential in den jeweiligen Lebensbereichen massgeblich erhöht (Hill, Ferris, & Märtinson, 2003) und auf Dauer in hohem Masse Gesundheitsgefährdend ist. Wo bisher durch die örtliche und zeitliche Abgrenzung der Lohnarbeit eine kulturgeschaffene Grenze zwischen Arbeit und „Freizeit“ zementiert worden ist, hat sich diese unlängst durch die neu erworbene digitale Souveränität (Lepping & Palzkill, 2017) des Individuums aufgeweicht und eine Vielfalt an individueller Handlungsmöglichkeiten eröffnet. In der Lebensgestaltung wird die Aufgabe der Grenzziehung, falls diese einem persönlichen Bedürfnis entspricht, auf das Individuum rückübertragen und fordert dieses auf diese Grenzen anhand einem typengerechten und stringenten Boundary Management so zu bewirtschaften, dass eine Grenzkongruenz entsteht, welche sowohl den eigenen, als auch den Bedürfnissen der relevanten Stakeholder entspricht. Nur so kann eine gesundheitserhaltende und produktive Lebensweise sichergestellt werden. Boundary Management (Nippert-Eng, 1996) wird somit zu einem zentralen Bestandteil eines gut funktionierenden Selbstmanagements in der Arbeitswelt 4.0.