Overview
Vor gut zehn Jahren wurde die Situation der Selbsthilfe und der Selbsthilfeförderung in der deutschen Schweiz erstmals systematisch untersucht (Stremlow, Gysel, Mey und Voll 2004, Stremlow 2006). Im gleichen Zeitraum wurde auch in der Romandie eine Studie zur Situation der Selbsthilfe durchgeführt (Gognalons-Nicolet, Bardet Blochet, Zbinden 2006). Im vergangenen Jahrzehnt hat sich die Selbsthilfebewegung in der Schweiz weiter entwickelt: So sind beispielsweise neue Selbsthilfezentren entstanden und Selbsthilfe Schweiz – die Dachorganisation der regionalen Selbsthilfezentren – unternimmt seit einigen Jahren intensivierte Anstrengungen, die gemeinschaftliche Selbsthilfe stärker mit dem Gesundheits- und Sozialbereich und seinen Einrichtungen zu verbinden. Angesichts dieser Bemühungen und dem Sachverhalt, dass die Forschung im Bereich der Selbsthilfe in den letzten zehn Jahren in der Schweiz nahezu brach lag, hat der Stiftungsrat von Selbsthilfe Schweiz entschieden, eine aktuelle Studie über die Bedeutung, den Nutzen und die Grenzen der gemeinschaftlichen Selbsthilfe in der gesamten Schweiz zu realisieren. Von Interesse sind ausserdem die institutionellen Förderbedingungen der Selbsthilfe. Auch mit Blick auf die Zukunft – z.B. im Kontext der Strategie „Gesundheit 2020“ des Bundesrates – erachten es die Verantwortlichen von Selbsthilfe Schweiz als angezeigt, die Bedeutung der gemeinschaftlichen Selbsthilfe genauer zu untersuchen. Die Strategie „Gesundheit 2020“ hat nämlich zum Ziel, die Gesundheitskompetenzen der Betroffenen zu stärken sowie die Gesundheitsförderung, Prävention und Früherkennung gezielt auszubauen und stärker in die gesamte Versorgung zu integrieren. Gerade in diesen Feldern entfaltet die gemeinschaftliche Selbsthilfe aufgrund des heutigen Kenntnisstandes ihr Leistungspotential. Im Kern geht es bei der Studie um die Frage, welchen Beitrag die gemeinschaftliche Selbsthilfe für die Versorgung im Gesundheits- und Sozialbereich der Schweiz leistet und welche Perspektiven für eine zukünftige Entwicklung und Förderung bestehen.
Konkret untersucht die Studie die Bedeutung der Selbsthilfe auf der ‚Mikroebene‘ (Personen bezogener Kontext wie z.B. die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen, die Mitarbeitsbereitschaft bei chronischen Krankheiten, das generelle Gesundheitsverhalten von Selbsthilfegruppen-Teilnehmer/-innen), auf der ‚Mesoebene‘ (institutioneller Kontext wie z.B. Zusammenarbeit von Selbsthilfezentren mit Fachstellen oder mit den Gesundheitsligen) und auf der ‚Makroebene‘ (generelle Bedeutung der Selbsthilfe für das Gesundheits- und Sozialwesen) untersucht werden. Im weiteren soll ermittelt werden, ob die derzeitige Förderung der Selbsthilfe bedarfsgerecht und ausreichend ist.