Overview
Versuche einer Wesensbestimmung der Postfotografie, die auf ein Ende des Fotografischen pochten, haben wenig zu seinem Verständnis beigetragen. Fruchtbarer erscheint eine Untersuchung der veränderten Bedingungen, unter denen Fotografie nach der Auflösung hergebrachter Vorstellungen von Apparat, Bild und bilderzeugender Praxis Bedeutung annehmen kann, und der Bildmaschine als mit dem Fotoapparat konkurrierendem Modell und der Datenflüsse, in denen Bilder Gestalt annehmen.
Die beteiligten Forschenden gehen davon aus, dass sich die Postfotografie nur in den Verflechtungen eines sowohl Menschen wie Apparate umfassenden Netzwerks von Aktanten, Ökonomien des Bildgebrauchs und ästhetischen Paradigmen beschreiben lässt. Im Mittelpunkt steht die Aufarbeitung von Bildpraktiken, zu deren systematischer kulturwissenschaftlicher Erfassung bisher noch wenig Ansätze gemacht worden sind. Die Projektbeteiligen beziehen in ihren Studien die meist unabhängig voneinander untersuchten Bereiche von Kunst, Alltagspraktiken und Unterhaltungsindustrie aufeinander, um zu einem angemessenen Verständnis des Fotografischen zu gelangen.
Im Vordergrund stehen folgende Fragen: Welche Paradigmen der Fotografie speisen den Gebrauch von digitalen Sehmaschinen in Kunst und Alltagskultur; wie lässt sich im Verhältnis dazu das Postfotografische bestimmen; wie gestalten sich darin die Beziehungen von Bildern, Apparaten und Praktiken? Darauf bezogene Untersuchungen müssen die Rolle von mobilen Kommunikationsmedien, Video Gaming, künstlerischen Aneignungen immersiver Medientechnologien und visuelle Erscheinungen, die nicht im hergebrachten Sinn Fotografien darstellen, mit einbeziehen. Die im Projekt untersuchten Fragen sind für die Einschätzung der gegenwärtigen Bildkultur über die Bereiche von Kunst & Design hinaus in fast allen Bereichen gesellschaftlichen Lebens in der Schweiz und darüber hinaus von Bedeutung.